Mit dem Tod des Diktators und Hitler-Vorbilds Benito Mussolini endete im April 1945 die faschistische Ära in Italien. Der Faschismus ist deshalb dort aber nicht ausgestorben.
Es ist ein martialischer Anblick, der sich den Menschen in Mailand Ende April 1945 bietet: Vom Dach einer Tankstelle hängen kopfüber die geschändeten Leichname des italienischen "Duce" Benito Mussolini, seiner Geliebten Clara Petacci sowie weiterer Faschisten.
Kurz zuvor waren beide auf der Flucht in der Nähe des Comer Sees von kommunistischen Partisanen gestoppt, geschändet und ermordet worden. Zwei Tage später erschießt sich Adolf Hitler in seinem Bunker unter Berlin – die Ära des Nationalsozialismus und des Faschismus in Europa ist vorbei.
Italien und Deutschland rücken nach ganz rechts
Begonnen hatte sie ein Vierteljahrhundert zuvor: Nach dem Ersten Weltkrieg politisiert sich Benito Mussolini. Ähnlich wie in Deutschland kursieren in den italienischen Gazetten Verschwörungserzählungen über eine angebliche Benachteiligung Italiens.
Das Land war wenige Monate nach Kriegsbeginn gegen Deutschland und seine Verbündeten in den Krieg eingetreten. Italien sei ein größerer Gebietszuwachs versprochen worden, heißt es, es handele sich um einen "verstümmelten Sieg".
Verschwörungsmythen befördern den Rechtsruck
In Deutschland wiegelt der Zorn gegen die sogenannten "Novemberverbrecher", die 1918 den Waffenstillstand unterschrieben hatten, die Massen auf und rückt das politische System immer weiter nach rechts – genau wie in Italien.
Ende Oktober 1922 ist Mussolini am Ziel: Er wird von König Viktor Emanuel III. nach Rom zitiert und am 29. Oktober 1922 zum italienischen Ministerpräsidenten ernannt. Mit dem sogenannten "Marsch auf Rom" (auf Italienisch: "Marcia su Roma") reißen Mussolini und seine Kampfgenossen die Macht in Italien endgültig an sich.
Ein Jahr später lässt sich Hitler von seinem Vorbild Mussolini inspirieren und organisiert am 9. November 1923 den "Marsch auf die Feldherrnhalle", der später Jahr für Jahr mit großem Aufwand als Heldengedenktag inszeniert wird – tatsächlich aber sang- und klanglos gescheitert ist.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Historiker Dr. Lutz Klinkhammer vom Deutschen Historischen Institut in Rom beschreibt Mussolinis Politik und sein Verhältnis zu Hitler.
- Historiker Dr. Thomas Schlemmer vom Institut für Zeitgeschichte erläutert die Unterschiede zwischen Faschismus und Nationalsozialismus.
- ARD-Korrespondentin Lisa Weiß beschreibt die faschistischen Wurzeln der Partei "Fratelli d'Italia" von Ministerpräsidentin Georgia Meloni.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld blickt zurück auf den Beginn der politischen Karriere Mussolinis und die politische Situation in Italien nach dem Ersten Weltkrieg.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Wiebke Lehnhoff befasst sich mit dem Werdegang Mussolinis bis zu dessen Ende am Dach einer Tankstelle in Mailand.
Foto: Unser Artikelbild zeigt Benito Mussolini mit Adolf Hitler bei einem offiziellen Besuch in Salzburg im April 1943.
- Der Historiker Lutz Klinkhammer über Mussolinis Politik und sein Verhältnis zu Hitler
- Der Historiker Thomas Schlemmer zu den Unterschieden zwischen Faschismus und Nationalsozialismus
- ARD-Korrespondentin Lisa Weiß über die faschistischen Wurzeln der Partei "Fratelli d'Italia" von Ministerpräsidentin Georgia Meloni