Horrorfilme wollen uns auf unterhaltsame Weise Angst machen, ekeln und gruseln. Aber sie konfrontieren uns auch mit dem, was wir nicht erklären können. Ein Vortrag des Philosophen Daniel Martin Feige.
Horror und Horrorfilme sind ein Genre der Unterhaltungskultur. Ziel ist es, in den Zuschauenden ein Gefühl des Gruselns und der Angst auszulösen. Wenn man aber genauer hinsieht, was Horrorfilme mit uns machen, dann erkennt man, dass sie mehr sind als bloße Popkultur. Sie setzen uns in ein ganz bestimmtes Verhältnis zur Welt.
"Dass im Herzen unserer epistemischen, sozialen und politischen Ordnung etwas nicht in Ordnung ist, das lässt der Horrorfilm erfahrbar werden."
Wie genau Horror wirkt, das erklärt der Philosoph Daniel Martin Feige in seinem Vortrag. Er ist Professor für Philosophie und Ethik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Essen, und er ist selbst Horror-Fan.
Horrorfilme konfrontieren uns mit dem, was wir nicht sehen möchten, sagt Feige, mit der dunklen Seite unserer Rationalität, mit dem, was wir nicht begreifen können.
Horror als Kunstform der Moderne
Dadurch ziehen Horrorfilme unserem rationalen und geordneten Weltbildes Grenzen. Horror als Kunstform, so argumentiert Feige, ist erst möglich geworden durch die in der Moderne entstandene Überzeugung, dass wir unser Leben und die Welt naturwissenschaftlich und rational erklären können. Diesen Glauben untergräbt der Horrorfilm.
"Der Horrorfilm ist die explizite Verweigerung jeder Versöhnung auch dort, wo das Monster besiegt ist."
Anhand von Stanley Kubricks Film "The Shining" (unser Bild) zeigt Daniel Martin Feige, warum die Gattung des Horrorfilms uns jede Form von Versöhnung verweigert und uns zwingt, das zu betrachten, was wir eigentlich aus unserem Leben ausschließen: den Wahnsinn, das Böse, die Unordnung. Horrorfilme zeigen uns, dass im Herzen unsere Ordnung etwas nicht in Ordnung ist.
Daniel Martin Feige ist Professor für Philosophie und Ästhetik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Sein Vortrag hat den Titel "Horror als Kunstform". Er hat ihn am 03. Juli 2025 im Rahmen der Vorlesungsreihe "Wenn und Aber - Philosophische Fragen zur Zeit" (Wenn und Aber. Philosophische Fragen zur Zeit – Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI)) in Essen gehalten. Veranstaltet wird die Reihe vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen, KWI, in Kooperation mit der Folkwang Universität der Künste, Essen.
- Beginn des Vortrags
