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Über sieben Millionen Menschen protestieren im ganzen Land gegen Präsident Donald Trump. Eine von ihnen ist Allyssa aus New York – sie demonstriert zum siebten Mal. Die Bewegung "No Kings" wächst – doch kann sie wirklich etwas verändern?

Die Straßen New Yorks waren am Wochenende überfüllt, die Stimmung aufgeheizt, aber hoffnungsvoll. "No Kings" – keine Könige – steht auf den Schildern der Demonstrierenden. Über sieben Millionen Menschen in den USA haben sich angeschlossen, um ein Zeichen gegen Präsident Donald Trump zu setzen. Für viele geht es um nichts weniger als die Zukunft der amerikanischen Demokratie.

Allyssa Schönemann war mittendrin. Die 34-jährige Lehrerin mit deutschen Wurzeln sitzt im Rollstuhl, doch das hindert sie nicht daran, seit Trumps Amtsantritt regelmäßig auf die Straße zu gehen. Sie sagt, das Demonstrieren sei für sie ein Akt der Selbstbestimmung – und ein Signal an alle, die es nicht können.

"Ich mache das für die anderen, die das nicht machen können."
Allyssa Schönemann, Demonstrantin aus New York

Sie erklärt, dass sie auch für Freundinnen und Freunde demonstriere, die am Wochenende arbeiten mussten. Es tue ihr gut, aktiv zu sein und nicht nur zuzusehen. "Das ist für meine Seele gut", sagt sie. Gerade weil sie erlebt, dass Donald Trump ihrer Meinung nach Hass und Ausgrenzung repräsentiert.

"Trump symbolisiert Hass für Leute, die nicht weiß sind, Männer, die nicht heterosexuell sind, auch für Menschen anderer Religionen."
Allyssa Schönemann, Demonstrantin aus New York

Trumps Reaktion: Spott statt Einsicht

Trump selbst reagiert, wie so oft, mit Provokation. In einem Statement bezeichnete er die Proteste als Witz:

"I think it’s a joke. I looked at the people. They’re not representative of this country."
Donald Trump, Präsident der USA

Er hält die Demonstrierenden für untypisch und behauptet, sie repräsentierten nicht das wahre Amerika. Anschließend legt er nach:

"I’m not a king. I work my ass off to make our country great."
Donald Trump, Präsident der USA

Er sei kein König, sondern arbeite hart für das Land – und teilt kurz darauf ein KI-generiertes Video, das ihn mit goldener Krone in einem Kampfjet zeigt, wie er über die Demonstrierenden hinwegfliegt. Eine selbstironische Parodie? Kaum. Eher eine Machtdemonstration. Für die Protestbewegung ein Schlag ins Gesicht, für seine Anhänger ein weiterer Beweis seiner Unantastbarkeit.

Eine Bewegung wächst – aber mit ungewisser Wirkung

Für den Politikwissenschaftler Julian Müller-Kaler, der am Stimson Center in Washington forscht, ist die Bewegung dennoch bemerkenswert. Er spricht von einer neuen Form der Koordination, wie man sie in dieser Breite lange nicht gesehen habe.

"Der Umfang und auch die Koordination waren etwas Besonderes – das war das erste Mal, dass sich eine Protestbewegung gegen Trumps Präsidentschaft so formiert hat."
Julian Müller-Kaler, Politikwissenschaftler am Stimson Center

Nach seiner Einschätzung ist der Großteil der Demonstrierenden allerdings ohnehin schon seit Jahren gegen Trump eingestellt. Die Bewegung sei weniger Ausdruck eines Meinungswandels, sondern eine Mobilisierung derjenigen, die ohnehin gegen ihn stehen.

Trotzdem zeigt der Protest, wie tief der Konflikt in den USA geht. Müller-Kaler beschreibt Trump als einen Präsidenten, der demokratische Normen bewusst ausreizt und Institutionen provoziert.

"Donald Trump ist ein absoluter Normenbrecher. Er hat eine fast imperialistische Auffassung des Präsidentenamtes – eine wahnsinnig starke Exekutive – und führt einen Kulturkampf gegen Universitäten, Wissenschaft und Minderheiten."
Julian Müller-Kaler, Politikwissenschaftler am Stimson Center

Viele Menschen, so der Forscher, hätten das Gefühl, dass die Demokratie unter Druck steht. Die Parole "No Kings" treffe deshalb genau den Nerv einer Gesellschaft, die sich vor einem autoritären Rückfall fürchtet.

Protest allein reicht nicht

Ob die Bewegung Trump politisch gefährlich werden kann, hält Müller-Kaler aber für fraglich. Entscheidend sei, wie sich die wirtschaftliche Lage in den kommenden Monaten entwickle.

"Wenn sich die ökonomische Lage verschlechtert, könnten Protestbewegungen Trump tatsächlich gefährlich werden. Noch aber ist davon wenig zu sehen."
Julian Müller-Kaler, Politikwissenschaftler am Stimson Center

Er sieht Trump nicht als Ursache, sondern als Symptom einer tieferen Krise: eines massiven Vertrauensverlusts in demokratische Institutionen. Nur wenn es gelinge, dieses Vertrauen zurückzugewinnen, könne sich auch die politische Stimmung wenden.

"Trump ist die logische Konsequenz gesellschaftlicher Eskalationsprozesse und eines vehementen Vertrauensverlustes in Institutionen."
Julian Müller-Kaler, Politikwissenschaftler am Stimson Center

Die Bewegung „No Kings“ kann diesen Vertrauensverlust womöglich bremsen – oder wenigstens sichtbar machen. Für Menschen wie Allyssa Schönemann ist sie schon jetzt mehr als ein politisches Statement.

"Wir werden nicht einfach zu Hause bleiben. Wir werden keine Ruhe geben. Wir akzeptieren das nicht."
Allyssa Schönemann, Demonstrantin aus New York

Sie bleibt entschlossen – und will weitermachen, so lange Trump regiert.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an unboxingnews@deutschlandradio.de

Shownotes
Proteste gegen Trump
Wie stark ist die No-Kings-Bewegung?
vom 21. Oktober 2025
Host: 
Rahel Klein
Gesprächspartnerin: 
Allyssa, protestiert gegen Donald Trump
Gesprächspartner: 
Julian Müller-Kaler, Politikwissenschaftler