Ein gutes Kompliment ist weitaus mehr als eine bloße Nettigkeit. Im Idealfall haben beide Seiten etwas davon, sagt Psychologin Beate Ditzen. Sie hat die Effekte von Komplimenten gemessen. Hier ein paar Tipps.

Spontaneität und gezielter Zuschnitt auf eine bestimmte Person – das ist es, was ein gelungenes Kompliment ausmacht, sagt Beate Ditzen. Sie leitet das Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum in Heidelberg und forscht unter anderem auch im Bereich Komplimente. "Ein Kompliment, das sich auf den Moment bezieht, auf den persönlichen Eindruck – das macht ein Kompliment authentisch", sagt sie.

"Komplimente wirken sowohl auf Seiten des Empfängers und der Empfängerin als auch auf Seiten der Person, die das Kompliment macht."
Beate Ditzen, Psychologin

Am einfachsten ist es, Komplimente auf gleicher sozialer Ebene zu geben, sagt die Psychologin. Zum Beispiel unter Freundinnen, Bekannten, unter Kolleginnen und Kollegen oder auch gegenüber Unbekannten.

Bessere Komplimente ohne Erwartung

Kompliziert wird es, wenn Komplimente gegeben werden, und sich davon Vorteil erhofft werden, sagt Beate Ditzen. Das nehme dem Kompliment in der Regel auch die Spontaneität. Das gilt beispielsweise für Komplimente innerhalb beruflicher Hierarchien, so die Psychologin, bei denen die komplimentgebende Person einen anderen Stand hat als die komplimentempfangende Person.

"In einer sehr asymmetrischen Arbeitssituation ist ein Kompliment schnell nicht mehr ganz so glaubwürdig."
Beate Ditzen, Psychologin, Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg

In Paarbeziehungen können Komplimente nachweislich auf der Seite der Empfängerin oder des Empfängers zu einer belohnungsrelevanten Hirnaktivierung führen, sagt Beate Ditzen. Betrachtet hat sie für ihre Untersuchungen überwiegend Menschen in längeren Beziehungen, aber auch bei Menschen in Kurzeitbeziehungen zeigt sich dieser Effekt, sagt sie.

"Komplimente haben auch einen Einfluss im Alltag, sogar auf immunologischer Ebene, also wie unser Immunsystem wirkt. Das haben wir mit einzelnen Immunmarkern nachweisen können."
Beate Ditzen, Psychologin, Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg

Komplimente wirken sich auch auf unser Immunsystem aus, zeigten Studien außerdem: Sowohl bei denen, die die Komplimente geben, als auch bei jenen, die sie bekommen, sind Effekte von Komplimenten auf den Hormonhaushalt messbar, erklärt die Psychologin.

Komplimente und Beziehung

"Wir haben das mit einzelnen Immunmarkern nachweisen können bei Alltagsmessungen von Paaren auf stressassoziierte Hormonausschüttung", sagt Beate Ditzen. Das Befinden sei besser, ruhiger und auch positiver, wenn Komplimente innerhalb der Partnerschaft gegeben werden.

"Es freut uns offenbar auch, Komplimente zu machen. Und das ist was, wo wir weiter daran forschen wollen."
Beate Ditzen, Psychologin, Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg

Nicht nur Komplimente erhalten, tut also gut, auch Komplimente machen offenbar. Und daran wollen Beate Ditzen und ihr Team weiter forschen.

Shownotes
Psyche
Gute Komplimente: Gewinn für beide Seiten
vom 05. August 2025
Moderation: 
Shalin Rogall
Gesprächspartnerin: 
Beate Ditzen, Psychologin, Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg