Schlafen ist eigentlich die einfachste Sache der Welt: Licht aus, Augen zu. Doch in einer Zeit, in der unsere Uhren immer schneller ticken, ist guter Schlaf zu einer Luxusdisziplin geworden. Rund um dieses Bedürfnis ist ein Milliardenmarkt entstanden.
Für Menschen, die davon betroffen sind, ist das mit Leid und Kummer verbunden. Und die Zahlen der Menschen mit Schlafproblemen und -störungen steigen – aus den unterschiedlichsten Gründen.
"Mehr als ein Viertel der Bevölkerung hat Probleme beim Ein- oder Durchschlafen. Knapp jeder zehnte Mensch leidet sogar unter Insomnie, also unter einer Schlafstörung, die sich negativ auf den Alltag auswirkt."
Manche suchen deshalb nach Möglichkeiten, ihren Schlaf zu verbessern, etwa mit Produkten wie Melatonin-Sprays, Nahrungsergänzungsmitteln oder Einschlaf-Lichtern. Die Produktpalette an Schlaf-Helfern ist lang.
Der Schlafmarkt ist rund 55 Milliarden Euro schwer
Schon längst mischen nicht nur einzelne Unternehmen, sondern ganze Branchen auf dem Schlafmarkt mit: Die Pharma-Industrie, Textilhändler, Bettenbauer, Einzelhändler – und sogar die Techbranche.
Einerseits: Schlechter Schlaf schafft Nachfrage – und damit damit einen Markt mit vielen Angeboten
Im Jahr 2023 wurde das weltweite Marktvolumen auf rund 55 Milliarden Euro geschätzt. Bis zum Ende des Jahrzehnts rechnen Analysten mit einem weiteren deutlichen Anstieg.
Andererseits: Schlechter Schlaf ist nicht nur schlecht für den Menschen, sondern auch für die Volkswirtschaft
Das Bedürfnis nach gutem Schlaf ist offensichtlich groß – und macht ja auch Sinn. Denn ein schlechter Schlaf hat direkte Auswirkungen auf das Leben am Tag und reduziert dort unsere Leistungsfähigkeit, erklärt Christine Blume.
"Schlechter Schlaf betrifft ja nicht nur die Nacht, sondern beeinflusst auch das Leben am Tag und führt dort zu Leistungseinbußen."
Dauerhaft schlechter Schlaf schlägt nicht nur den Betroffenen aufs Gemüt. Er kostet auch Unternehmen und ganze Volkswirtschaften eine Menge Geld.
Zu wenig Schlaf kostet Unternehmen viel Geld
Forscher der RAND Europe, einer unabhängigen gemeinnützigen Politikforschungsorganisation, haben den Produktivitätsverlust in Unternehmen aufgrund von zu wenig Schlaf erforscht.
Sie kommen zu dem Ergebnis, dass ein Arbeitnehmer, der im Schnitt weniger als sechs Stunden pro Nacht schläft, wegen Fehlzeiten und geringerer Produktivität bei 250 Arbeitstagen im Jahr rund sechs volle Arbeitstage pro Jahr mehr verliert.
Mehr Unterstützung von Arbeitgebern für bessere Rahmenbedingungen nötig
Christine Blume ist deshalb der Meinung, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden dazu ermutigen sollten, den Schlaf wichtig zu nehmen und die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Allerdings könne ein Unternehmen nicht beurteilen, wie viel Schlaf einzelne Mitarbeitenden brauchen.
"Die benötigte Schlafdauer ist sehr individuell: Manche Menschen brauchen sieben, andere neun Stunden und manchen wenigen reichen auch wirklich sechs Stunden pro Nacht."
Wieso das Thema Schlaf nicht nur jeden Einzelnen von uns bewegt, sondern auch für Unternehmen und ganze Volkswirtschaften relevant ist, erfahrt ihr in einer neuen Folge von What the Wirtschaft?! und Über Schlafen. Anne-Catherine Beck und Schlafforscherin Christine Blume sprechen darin über die Verbindungen zwischen Schlaf und Wirtschaft.
Habt ihr auch manchmal einen WTF-Moment, wenn es um Wirtschaft und Finanzen geht? Wir freuen uns über eure Themenvorschläge und Feedback an whatthewirtschaft@deutschlandfunknova.de.
- Besser Schlafen - Wie riesig ist der Markt für Hilfsmittel?
- Ursachen - Warum schlafen Menschen schlecht(er) und mit welchen Auswirkungen?
- Auf Arbeit - Welche Kosten hat schlechter Schlaf aus wirtschaftlicher Perspektive?
- Fazit / Wahres für Bares
