Hungersnot, Vertreibung, Massaker – und ein boomendes Goldgeschäft: Der brutale Krieg im Sudan wird mit Gold gemacht. Über Dubai gelangt es in die Welt, auch nach Deutschland. Wer profitiert davon? Und was hat das mit unserem Schmuck zu tun?
Im Sudan herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf. Die sudanesischen Streitkräfte und die RSF-Miliz kämpfen gegeneinander. Tausende Zivilisten wurden vertrieben, vergewaltigt oder getötet. Besonders blutig war zuletzt die Einnahme der Stadt El-Fasher im Norden, es gibt Hinweise auf Massenhinrichtungen von Zivilisten durch die Milizen.
Der Sudan ist reich an Bodenschätzen
In dem Krieg geht es aber nicht nur um politische Macht und eine persönliche Rivalität des Kriegsführer, sondern auch um den Zugriff auf Rohstoffe und Ressourcen wie Eisenerz, Kupfer, Gummi arabicum – und um Gold.
"Gold ist super viel wert. Es ist ganz klein, man kann es supereinfach schmuggeln und keiner kann mehr sagen, woher es kommt."
Guya Merkle lebt in Berlin, sie ist Schmuckdesignerin und Aktivistin und beschäftigt sich seit langem mit dem Thema Kleingoldbergbau und den Auswirkungen. Unter Kleingoldbergbau versteht man den Abbau von Gold mit einfachen Werkzeugen, der in vielen Ländern oft unter unmenschlichen Bedingungen und auch mit gefährlichen Stoffen wie Quecksilber geschieht.
In illegalen Minen wird Blutgold geschürft
In Peru hat Guya eine Mine besucht, die ihr das Leid, das damit verbunden ist, vor Augen geführt hat: "Das sind schon sehr starke Menschenrechtsverletzungen, die dort stattfinden", sagt sie.
"Warum wissen wir nicht mehr darüber? Und warum ist das Thema Goldabbau und die Finanzierung von solchen Konflikten, die dadurch entsteht, nicht viel mehr auf der Agenda?"
Guya war vor einigen Monaten in Uganda, das, wie sie sagt, als Schmuggelland in alle Richtungen fungiert, vor allem auch für das Nachbarland Sudan. Sehr viel Gold gelange aus dem Sudan nach Uganda und werde dann von dort beispielsweise nach Dubai verkauft, sagt sie.
"Wenn man sich so offizielle Dokumente anschaut, dann hat Uganda ganz viel Gold verkauft. Aber so viel Gold wird dort gar nicht geschürft. Das ist ganz spannend."
Sehr oft finde der Goldabbau unter illegalen Bedingungen statt, sagt die Aktivistin. Im Sudan kontrollieren beide Kriegsparteien – also sowohl die sudanesische Armee (SAF) als auch die Rebellengruppe der Rapid Support Forces (RSF) – Teile des Goldhandels. Dubai kauft dieses Gold und mit dem Erlös finanzieren die Kämpfer ihre Waffen.
Da der Goldpreis in den letzten Jahren stark angestiegen ist und weiterhin boomt, lohnt sich dieses Geschäft mit dem illegalen Gold besonders. Gold ist generell eines der wichtigsten Exportprodukte des Sudan.
Immer mehr Waffen, immer mehr Gewalt
Beide Kriegsparteien im Sudan haben durch ihre Goldgeschäfte und durch internationale Unterstützung einen "dauerhaften Zuschub an Waffen", sagt Moritz Behrendt, ARD-Korrespondent für den Sudan. "Das ermöglicht ihnen die Fortführung dieses Krieges." Dabei sind beide Parteien so verfeindet, dass sie keine Gnade gegenüber den Leuten walten lassen, die sie als Kollaborateure der anderen Seite wahrnehmen. So erkläre sich die Grausamkeit des Kriegs im Sudan.
Rassismus trägt mit zur Brutalität bei
In Darfur kommt auch noch eine ethnische Komponente hinzu: Die RSF und auch die sudanesische Armee ist zum größten Teil arabischer Abstammung. Viele Menschen in Darfur hingegen werden im Sudan als Afrikaner wahrgenommen, sagt Moritz Behrendt. "Da gibt es viel Rassismus, der zu dieser Brutalität noch beiträgt."
"Zum Teil wird Gold von größeren Firmen auf offiziellem Weg exportiert. Vieles wird aber auch geschmuggelt über die Nachbarländer Libyen, Tschad, Süd-Sudan und auch Ägypten."
Dass Goldschmuggel bei der Erhaltung dieses Kriegs eine wichtige Rolle spielt, dem stimmt der Korrespondent zu. Der Goldhandel halte den Kampf am Laufen. Die Ursache sei aber die tiefe Feindschaft der Kriegsparteien, die "diesen Kampf um die Macht bis zum bitteren Ende weiterführen wollen", meint er.
Die Emirate sind Profiteur des schmutzigen Geschäfts
Profit aus diesem Geschäft schlagen auch die Vereinigten Arabischen Emirate, indem sie das Gold zu einem Vielfachen des Einkaufspreises weiterverkaufen.
"Die Emirate nehmen durch den Weiterverkauf von Gold unter anderem aus dem Sudan mehr als zehn Milliarden Dollar jährlich ein."
In Europa ist die Schweiz ein Hauptabnehmer von Gold aus Dubai. Es wird dort zum Teil raffiniert, um einen Reinheitsgrad von 24 Karat zu bekommen. Und über die Schweiz kann es dann natürlich auch zu uns und in andere europäische Länder kommen, sagt Guya Merkle.
"Wenn es einmal raffiniert und eingeschmolzen wurde, kann man nicht mehr sagen, woher das Geld stammt", sagt sie. Wer vermeiden will, Schmuck aus solchen Quellen zu tragen, der kann auf zertifiziertes Gold setzen, rät die Schmuckdesignerin, beispielsweise die Label "Fairtrade" oder "Fairmined".
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