Weihnachten, Hanukah, das Zuckerfest oder Neujahr – viele Feste sind mit bestimmten Traditionen verbunden. Wir übernehmen Rezepte oder Rituale, die schon unsere Großeltern so gemacht haben. Josie zum Beispiel ist ein großer Weihnachtsfan. Jedes Jahr im November beginnt sie die gesamte Wohnung zu schmücken. Die Ritualforscherin Dagmar Hänel erklärt, dass Traditionen nicht fest und starr sein müssen.
Normalerweise sind wir gerne am Puls der Zeit, aber an Feiertagen machen wir eine Ausnahme und freuen uns über die Papiersterne, die wir damals in der Grundschule gebastelt haben. Wir backen jedes Jahr die gleichen Weihnachtskekse, schmücken zu einem bestimmten Zeitpunkt den Baum, an Heiligabend gibt es Wiener Würstchen und Kartoffelsalat. Bei vielen von uns läuft Weihnachten nach immer gleichen Traditionen und Bräuchen ab. Ähnliches gilt für Feste in anderen Kulturen.
Weihnachtsschmuck – je mehr, desto besser
Bei Josie wird die Wohnung ab November zum Weihnachtsparadies. "In jedem Raum ist was Weihnachtliches – auch im Bad", sagt sie. Adventskranz, Figuren, Lichtervorhänge, Räuchermännchen – und natürlich ein Tannenbaum.
"Der Weihnachtsbaum ist ganz schön kitschig."
Der Weihnachtsbaum hängt ziemlich voll. Eine Freundin von Josie hatte bemerkt, dass er an einen Kaufhaus-Baum erinnert. Josie sagt, dass ihr die Vorweihnachtszeit noch wichtiger ist, als das Fest an sich. Sie backt dann Plätzchen, hört Frank Sinatra und Filme wie "Schokolade zum Frühstück" oder "E-Mail für Dich" dürfen auch nicht fehlen.
Anders Weihnachten feiern
Zevan hat vor ein paar Jahren angefangen "Kanakeihnachten" zu feiern. Dieses alternative Weihnachtsfest fand meist in einem leeren Theater statt. Alle haben Essen und Geschenke mitgebracht. Nach dem Essen wurden Spiele gespielt. Die meisten die zu "Kanakeihnachten" kommen, haben einen anderen kulturellen Hintergrund. Zevan sagt: "Es heißt, Deutschland sei ein säkularer Staat. Das ist aber nicht so – und das merkt man an solchen Feiertagen. Dabei feiern die Familien ja gar nicht das Christliche dahinter. Trotzdem, wenn man einen anderen Hintergrund hat, hängt man in der Zeit in der Luft. Das kann sehr einsam an."
"Man hört ja oft: 'Das ist Tradition, das war schon immer so.' – Als wäre das ein dickes schweres Ding, das es gilt zu bewahren. Das ist aber nicht so."
Aber warum ist es eigentlich so wichtig, dass wir Weihnachten immer gleich feiern? Dagmar Hänel Ritualforscherin und Leiterin der Abteilung Volkskunde am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn. Sie kennt sich mit Traditionen aus und weiß, dass die eigentlich gar nicht so festgefahren sein müssen, wie wir immer meinen.
Tradition ist ein Prozess
Das Wort "Tradition" stammt aus dem Lateinischen: "Tradere" bedeutet so viel wie etwas weitergeben oder weitertragen. Dagmar Hänel erklärt, dass jede Tradition ein Prozess ist, bei dem die eine Seite entscheiden muss, was sie weitergeben möchte. Und die andere Seite, die eine Tradition übernimmt, muss ebenfalls überlegen: 'Wie nehme ich es an und wie trage ich es weiter in die Zukunft?' Dieser Prozess ist also nicht starr, sondern in ständigem Wandel.
Meldet euch!
Ihr könnt das Team von Ab 21 über WhatsApp erreichen.
Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?
Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an ab21.dlfnova@deutschlandradio.de.
Wichtig: Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.