Zum ersten Mal im Jahr 2025 hat die US-Notenbank Fed ihren Leitzins gesenkt: um 0,25 Prozentpunkte. Sie reagiert damit wohl auch auf politischen Druck. Für 2025 sind weitere kleine Zinssenkungen in Aussicht.

Erstmals seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump hat die Zentralbank Federal Reserve, kurz Fed, den Leitzins gesenkt. Die Zentralbank senkte den maßgeblichen Zinssatz am Mittwoch, den 17.09.2025, um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne zwischen 4,0 und 4,25 Prozent. US-Präsident Trump hatte einen deutlichen Zinsschritt gefordert. Im Juli sprach er sich für eine Zinssenkung von mindestens drei Prozent aus.

"Die USA verschulden sich immer mehr und mehr."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Eine Zinssetzung zum jetzigen Zeitpunkt kommt aus Sicht des Wirtschaftsjournalisten Nicolas Lieven zur Unzeit. Er sagt: "Eigentlich dürfte die amerikanische Notenbank die Zinsen überhaupt nicht senken, weil sie sagt, damit bringen wir noch mehr billiges Geld in Umlauf." Doch Donald Trump werde sich mit dieser Zinssenkung nicht zufriedengeben.

Risiken auf dem US-Arbeitsmarkt

Der amtierende US-Präsident übt seit Monaten Druck auf die Zentralbank aus und stellt damit ihre Unabhängigkeit infrage. Er beschimpfte Fed-Chef Jerome Powell wiederholt als "Schwachkopf und "Verlierer" und drohte mit dessen Entlassung, weil dieser der Forderung nach einer Leitzinssenkung nicht nachgekommen war.

Die Fed begründete ihre Zurückhaltung gegenüber Zinsschnitten bisher mit den wirtschaftlichen Unsicherheiten durch die aggressive Zollpolitik des Präsidenten und der Gefahr einer steigenden Inflation. Als Hauptgrund für die Leitzinssenkung nannte Jerome Powell nun die verschlechterte Lage auf dem Arbeitsmarkt. "Die Risiken für die Beschäftigung haben sich vergrößert", sagte er bei einer Pressekonferenz.

US-Dollar unter Druck

In ihrer Prognose deutete die Fed zwei weitere mögliche Leitzinssenkungen um je 0,25 Punkte noch in diesem Jahr an. Dies sei aber nur eine Möglichkeit und keineswegs eine Gewissheit, unterstrich der Fed-Chef wohl unter Anspielung auf Donald Trumps Forderung. Eine finanzpolitische Folge der Entscheidung für den Euroraum: "Der Dollar kommt unter Druck. Der Euro steigt", sagt Nicolas Lieven.

"Die Zinssenkung ist für eine exportorientierte Wirtschaft wie die deutsche nachteilig."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Das führt einerseits dazu, dass in Dollar gehandelte Importe relativ günstig bleiben, während Güter, die die USA aus dem Euroraum importieren, dort und im gesamten Dollarraum teurer werden.

Bei der Erklärung der Zinssenkung verwies der Fed-Chef auf das Ziel seiner Institution: Preisstabilität bei zugleich maximaler Beschäftigung. Allerdings seien die USA derzeit in einer sehr ungewöhnlichen Situation, betonte Jerome Powell. Normalerweise sei die Inflation niedrig, wenn der Arbeitsmarkt schwach ist. Unter Trump stiegen jedoch sowohl die Verbraucherpreise als auch die Arbeitslosenzahlen. "Das bedeutet, dass es keinen risikofreien Weg gibt", sagte Jerome Powell mit Blick auf die Gefahren durch die Trump-Zölle.

Bruttoinlandsprodukt wächst wesentlich langsamer als unter Biden

Etwas optimistischer zeigte sich die Fed hinsichtlich der Konjunktur: Sie hob ihre Wachstumsprognose für die USA für das laufende Jahr auf 1,6 Prozent an, das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als im Juni erwartet. Das wäre allerdings immer noch deutlich weniger als 2024 unter Trumps Vorgänger Joe Biden. Damals war das Bruttoinlandsprodukt der USA noch um 2,8 Prozent gewachsen.

Ökonomen weisen darauf hin, dass ein niedrigerer Leitzins der Trump-Regierung hilft, die Zinslast durch die überbordenden US-Staatsschulden zu drücken. Denn die Verschuldung der Vereinigten Staaten steuert unter dem Republikaner auf einen neuen Höchststand zu.

Shownotes
US-Finanzpolitik
US-Notenbank Fed senkt den Leitzins – die möglichen Folgen
vom 20. September 2025
Moderation: 
Ivy Nortey
Gesprächspartner: 
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist