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"Minihorror" heißt die außergewöhnlich schön-schräge Szenensammlung von Barbi Marković. Wir lernen darin den Alltag von Mini und Miki kennen, und erkennen uns selbst in ihnen wieder. Das übergeordnete Credo: Alles schlimm? Schlimmer geht immer.

Das Jahr neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu und besser wird es vermutlich nicht. Jedenfalls nicht, wenn man nicht aktiv an diesem bisschen "besser" mitarbeitet.

Also beschließen die Protagonisten des Romans, Mini und Miki, nicht nur, ihre abgeranzte Küchenplatte durch eine neue zu ersetzen, sondern auch, es an einem Samstag zu tun! Mit einem Besuch bei Ikea. Klingt schon nach Horror?

Zwei weinende Monteure und eine Kopfnuss

Ist das schon ein Minihorror-Szenario? Noch nicht ganz: Mini und Miki kommen sofort dran, werden freundlich beraten, machen fokussiert ihre Bestellung, vereinbaren Liefer- und Montage-Termine und sind froh.

Wie kann das sein? Im Leben läuft doch nie etwas nach Plan, schon gar nicht, wenn es etwas mit Küchenplatten, Lieferdiensten und Montage-Terminen zu tun hat.

Und auch nicht vor dem Hintergrund des Weltgeschehens: schlimme Sachen, schlimme Menschen, Kriege.

Aber Mini und Miki kennen sich aus mit dem Leben. Die Causa Küchenplatte endet allerdings mit der Montage einer nicht produzierten Platte, zwei weinenden Monteuren, und einer Kopfnuss.

Murphy's Law schlägt auf ganzer Linie zu

Aber es kommt noch schlimmer: Miki muss zum Arzt. Schon beim Anziehen fällt ihm ein Buch mit der spitzen Ecke auf den Fuß. Dann rutscht er auf der Treppe aus und ein Hund beißt ihn.

Vor Aufregung vergisst er, ein U-Bahn-Ticket zu ziehen, wird erwischt, hat aber kein Geld dabei. In der Arztpraxis angekommen, muss er ewig warten. Ein kleines, klebriges Kind interessiert sich für ihn und will ihn anfassen, was er Stunden später vom Arzt nicht behaupten kann. Dem geht es nämlich noch viel schlechter als Miki.

Ein "Minihorror"-Szenario nach dem anderen

"Minihorror" heißt die außergewöhnlich schön-schräge Szenensammlung von Barbi Marković. Zusammen ergeben sie einen Roman – oder auch nicht. Wir lernen darin den Alltag von Mini und Miki kennen, und erkennen uns selbst wieder:

Wir werden von unseren Verwandten verachtet, stalken alte Freunde bei Facebook, lassen unseren Hamster verhungern und werden ständig von Männern korrigiert.

Schlimmer geht immer

Natürlich könnte es noch immer schlimmer kommen. Wir könnten in einer Felsspalte stecken bleiben oder in einem Bus sitzen, dessen Fahrer ständig die Hände vom Lenkrad nimmt oder wir haben plötzlich Zugang zu allen, wirklich allen Profilen auf Instagram.

Das Buch:

"Minihorror" von Barbi Marković, Residenzverlag, 186 Seiten, gebundene Ausgabe: 24 Euro, eBook: 16,99 Euro, kein Hörbuch; Erscheinungstermin: 06.10.2023

Die Autorin:

Barbi Marković wurde 1980 in Belgrad geboren, studierte Germanistik und lebt seit 2006 in Wien. Ihre bisher erschienenen Werke wurden mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Unter anderem erhielt Barbi Marković 2024 für "Minihorror" den Preis der Leipziger Buchmesse und den Carl-Amery-Literaturpreis für ihr literarisches Werk.

Shownotes
Das perfekte Buch für den Moment ...
... wenn du denkst, alles wird gut
vom 21. Dezember 2025
Autorin: 
Lydia Herms, Deutschlandfunk Nova