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Es sind Unfälle, die leider häufig passieren: Ein Lkw-Fahrer übersieht einen Radfahrer, der Radfahrer wird schwer verletzt oder stirbt sogar. Durchschnittlich 28 Mal im Jahr ereignen sich solche Unglücke in Deutschland.

Fahrradmotiv Radfunk

Dass Lkw-Fahrer Radfahrer so oft erwischen, hat vor allem damit zu tun, dass sie die Radfahrer häufig nicht oder zu spät sehen, sagt Deutschlandfunk-Radreporter Klaas Reese.

    • Jeder Lkw-Fahrer hat - gesetzlich vorgeschrieben - auf der rechten Seite vier Spiegel: Dadurch soll der tote Winkel, den ihr alle noch aus der Fahrschule kennt, ausgeschlossen werden. 
    • Das Problem: Brummifahrer müssen beim Abbiegen nicht nur in den Rückspiegel schauen, sondern auch auf Fußgänger achten, die von vorne kommen. 
    • Oft stehen Radfahrer an der Ampel, fahren los, und dahinter ist eine Lücke. Der Lkw-Fahrer gibt Gas und übersieht vielleicht eine Radfahrerin, die erst später auf die Ampel zufährt. 
"Das ist fahrpsychologisch gesehen praktisch eine unlösbare Aufgabe für den Lkw-Fahrer."
Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer

Für den Lkw-Fahrer ist das eine fast unlösbare Aufgabe, findet Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Aber es gibt technische Unterstützung, die im besten Fall Leben retten kann. Etwa der Elektronische Abbiegeassistent, der den Brummifahrer rechtzeitig warnt, wenn sich noch ein Objekt im Fahrbereich befindet, sagt Brockmann

Elektronische Abbiegeassistenten könnten Leben retten

Dass das System noch nicht Pflicht in allen Lkws ist, liegt schlicht daran, dass die Technik lange Zeit noch nicht ausgereift war, sagt Radreporter Klaas Reese.

    • Früher hat man Geräte eingebaut, die so funktioniert haben wie Parkassistenten – sie haben also gepiept, wenn man zu dicht an etwas herangefahren ist. 
    • Wenn Lkws aber durch die Stadt gefahren sind, haben die Systeme quasi andauernd gepiept – das hat die Lkw-Fahrer eher verunsichert.

Inzwischen ist die Technik weiter, doch erstens hätten sie noch nicht alle Hersteller im Programm, sagt Unfallforscher Siegfried Brockmann. Und zweitens sei eine verpflichtende Einführung alles andere als einfach: Internationale Gremien müsste hier eine Entscheidung treffen. Denn das gültige Zulassungsrecht erschwere eine flächendeckende Verpflichtung für Elektronische Abbiegeassistenten. Eine deutsche Insellösung macht keinen Sinn, denn, so Brockmann, ein Hersteller muss ein Fahrzeug in jedem europäischen Land zulassen.

"Ein Hersteller muss ein Fahrzeug in jedem europäischen Land zulassen. Deshalb würde es relativ wenig helfen, wenn wir jetzt nur für Deutschland irgendwas machen."
Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer

Die UDV hat in einem Forschungsprojekt Folgendes ermittelt:

  • Ein elektronischer Abbiegeassistent könnte über 40 Prozent aller Unfälle zwischen Lkw und Radfahrern verhindern. 
  • Mehr als jedem dritten Unfallopfer könnte so das Leben gerettet werden.
  • Die UDV fordert deshalb die Technik für Lkw in Kombination mit einer Notbremsfunktion. 
  • Der Forderung schließt sich auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) an.

Für Radfahrer sind die Städte gefährlicher

Statistisch gesehen ist Fahrradfahren insgesamt erst mal nicht unbedingt gefährlicher als Autofahren, sagt Deutschlandfunk-Radreporter Klaas Reese. 

Wenn man allerdings die Fahrten in Innenstädten vergleicht, dann kann euch dort als Radfahrer eher etwas passieren als im Auto, weil ihr dort ja keinen Stahl und keine Airbags um euch herum habt, die euch schützen.

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Shownotes
Radfunk
Unfällen mit Lkw den Kampf ansagen
vom 11. Mai 2018
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Klaas Reese, Deutschlandfunk-Nova-Radreporter