Wer kennt das nicht: Die Lieblingskünstler kündigen einen Auftritt an und innerhalb kurzer Zeit sind alle Tickets verkauft – außer auf dem Schwarzmarkt.

Bitter für Hardcore-Fans: Entweder bleiben wir dem Konzert fern oder wir sind bereit das Doppelte oder Dreifache des ursprünglichen Ticketpreises zu zahlen. Denn hinter einem ausverkauften Event stecken oft Schwarzmarkthändler, die sich schnell ein Kontingent an Tickets gesichert haben.

Schwarzmarkt-Händler kassieren Millionen Gewinne

Beispielsweise hat die Financial Times ausgerechnet, dass Schwarzmarkthändler mit dem Verkauf von Tickets für die Taylor Swift Tour 2015 ungefähr 130 Millionen US-Dollar Gewinn gemacht haben. Sie hatten sich rund 30 Prozent der Tickets gesichert und auf Zweitmarkt-Plattformen wie Ebay oder Viagogo verkauft.

Überteuert, gefälscht oder nicht geliefert

Die Geschädigten sind wir. Das bestätigt Johannes Ulbricht vom Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft. Denn einerseits werden die Karten überteuert weiterverkauft, zum anderen werden auch viele gefälschte Tickets angeboten. Oder wir kaufen das Ticket über die Plattform und bekommen es nie zugeschickt.

Bei Viagogo, eine Online-Ticket-Verkaufsbörse mit Sitz in London, können noch immens hohe Gebühren auf den Ticketpreis draufgeschlagen werden. Oft merken die geprellten Kunden das erst nach dem Kauf. Von bis zu 1000 Pfund Gebühren berichten Geschädigte.

Preise drücken auf die Stimmung

Langfristig könnte dieses Ticket-Schwarzmarkt-Geschäft auch negative Auswirkungen für die Künstler haben, weil die Fans dann beim Konzert nicht mehr so viel Geld für Merchandising ausgeben oder erst gar nicht mehr zu Konzerten gehen.

Vermutlich könnte sich das Ganze auch negativ auf die Konzertstimmung auswirken. Wenn nur noch Leute kommen, die sich teure Tickets leisten können, aber eher Stimmungskiller sind. Stattdessen Leute, die aus Lust an der Musik zum Konzert gehen und dort ihrer Begeisterung freien Lauf lassen, nicht mehr dabei sind, weil sie sich die Tickets nicht mehr leisten können.

"Es macht natürlich so ein bisschen die Atmosphäre kaputt. Ich hab dann einen bestimmten Teil der Fans, die vielleicht nicht so viel Geld haben, aber begeistert sind, dann nicht mehr mit dabei."
Johannes Ulbricht vom Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft

Um den Schwarzmarkt einzudämmen, gibt es inzwischen auch personalisierte Tickets. Zutritt zum Konzert bekommt dann nur derjenige, der beweisen kann, das er persönlich das Ticket gekauft hat. Für das Ed Sheeran Konzert im Juli im Olympia-Park in Berlin wurden nur personalisierte Tickets verkauft. Als dann Besucher mit nicht personalisierten Tickets auftauchten, mussten diese als ungültig erklärt werden. Sie hatten bei Drittanbietern gekauft.

"Verified Fan"-System nimmt Fans aus

Taylor Swift hat in diesem Jahr bei ihrer Tour mit Ticketmaster zusammengearbeitet. Die haben Tickets nur an registrierte Kunden verkauft. Das "Verified Fan"-System überprüft, ob der Kunde ein "echter Fan" ist. Dabei sammeln die Fans Punkte, in dem sie ihr Album oder Fanartikel kaufen und erwerben sich damit eine Option auf ein Ticket. Kritik an dem System: Vor allem Taylor Swift hat so noch mehr Geld verdient.

Mehr zu Schwarzmarkt-Tickets bei Deutschlandfunk Nova:

  • Ticketbörse Viagogo: Überhöhte Preise durch versteckte Nebenkosten  |   Wer schon einmal versucht hat, noch Tickets für ein Champions League Spiel oder ein Konzert zu bekommen, landet meist bei Viagogo. Die Preise an sich treiben einem schon die Tränen in die Augen, aber wer später auf seine Abrechnung schaut, zahlt plötzlich ein vielfaches des angegebenen Portalpreises.
  • Konzertkarten: Eventim muss Tickets abgeben  |   Darf Eventim quasi ein Monopol bei Konzertkarten haben? Dazu gibt es jetzt eine Entscheidung des Bundeskartellamts. Konzertbesucher bekommen darum vielleicht bald günstigere Tickets. Deutschlandfunk Nova-Reporterin Sandra Pfister erklärt, warum.

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Shownotes
Geschäft mit Konzerttickets
Fans zahlen überteuerte Ticketpreise auf dem Schwarzmarkt
vom 19. Oktober 2018
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Rahel Klein, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin