Wer schon einmal versucht hat, noch Tickets für ein Champions League Spiel oder ein Konzert zu bekommen, landet meist bei Viagogo. Die Preise an sich treiben einem schon die Tränen in die Augen, aber wer später auf seine Abrechnung schaut, zahlt plötzlich ein vielfaches des angegebenen Portalpreises.
Lars Wienand ist so ein Viagogo-Opfer. Er hat sich zwei Tickets für das DFB-Pokalfinale Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund für je 471 Euro gekauft. Als er auf seiner Abrechnung die Summe von 1297,48 Euro las, traute er seinen Augen kaum. Zusätzlich wurden 350 Euro Buchungsgebühr inklusive Steuern abgerechnet. Während des Kaufvorgangs war dies wohl auf dem Portal ersichtlich, sagt Lars, wenn er die feine graue Schrift wahrgenommen hätte.
"Wenn man sich anschaut, was in sozialen Netzwerken an Reaktionen auf Viagogo kommt, dann sind massenhaft Leute überzeugt, der Preis sei nie angezeigt worden."
Mit persuasive design – Webdesign, das mit psychologischen Tricks arbeitet,- wird der Käufer unter Druck gesetzt und ihm vermittelt, dass es nur noch wenige Karten zu dem angebotenen Preis gibt, erklärt Lars. Auf den ersten Blick wird nicht ersichtlich, dass es sich um ein Angebot eines privaten Anbieters handelt, sagt Lars. Viele Käufer haben den Eindruck, direkt bei Viagogo zu bestellen.
"Mein erster Gedanke war, ob ich das nicht stornieren kann. Man googelt und stellt fest, dass es zwar Widerrufsrechte gibt, dass die aber bei Tickets nicht gelten."
Als Lars am Ende seine Tickets abholt, trifft er sich aber nicht mit einem privaten Verkäufer, sondern landet eher in einer Art provisorischer Verkaufsstelle, wo mehrere Fußballfans ihre Tickets abholen.
Auf die offizielle Nachfrage Lars bei dem Schweizer Unternehmen - nicht als Geschädigter, sondern als Journalist - hat Viagogo nicht geantwortet.
Lars ist nicht das erste und einzige Opfer. Seit Jahren protestieren nicht nur Fußball-Fans gegen die überteuerten Tickets. Auf mimikama wird der Fall einer Frau geschildert, die für das Alive and Swingin Konzert am 11. Februar 2017 in Hamburg zwei Karten für 139,50 Euro erworben hat. Bei Abschluss des Kaufgeschäfts wurde von ihr eine Summe von 406,18 verlangt. "Eine sofortige Stornierung war nicht möglich!", schreibt sie. Mit der Veröffentlichung will mimikama andere User vor Viagogo warnen. Weiter stellte sich heraus, dass die erworbenen Karten für einen Rollstuhlfahrer mit Begleitperson waren. Sie konnte die Karten gar nicht nutzen. Bitter war für sie auch die Feststellung, dass der Originalpreis bei nur 47,50 Euro lag.
Die Verbraucherzentrale Bayern hat die Ticketbörse Viagogo im Februar dieses Jahres bereits abgemahnt. Die Verbraucherschützer werfen der Ticketbörse Intransparenz und nutzlose Garantien vor. "Viagogo hat auf diese Abmahnung überhaupt nicht reagiert", sagt Lars. Woraufhin die Verbraucherzentrale Klage eingereicht hat.