Zwei Ingenieure aus Dubai wollen mit riesigen Airbags Flugzeugabstürze sicherer machen. Klingt nach einer spektakulären Idee. Doch was ist dran?

Es klingt nach einer ziemlich genialen Idee: Im Falle eines unvermeidbaren Flugzeugcrashs öffnen sich außen am Flugzeug riesige Airbags und verhindern beim Aufprall, dass die Maschine auseinanderbricht. Das haben sich zwei Ingenieure aus Dubai überlegt – und ein KI-gesteuertes Modell gebaut. Bis zur Anwendung in echten Passagiermaschinen ist es noch ein weiter Weg. Und wahrscheinlich bleibt es auch einer, sagt Ingenieurin Nathalie Toso vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Die Idee ist nicht neu. Es gab dafür sogar schon Patente, doch sie wurde nie umgesetzt – aus guten Gründen."

Kritik an Außenairbags: unnötig und nicht umsetzbar

Was als Idee bestechend logisch klingt, scheitert in der Realität unter anderem an technischen Grenzen. Denn bei einem Crash müssen diese drei Dinge gewährleistet sein, erklärt Toso:

  1. Die Passagiere müssen die Beschleunigung überleben.
  2. Der Innenraum darf nicht zerstört werden.
  3. Die Wege nach draußen müssen frei bleiben, um das Flugzeug verlassen zu können.

Und ein riesiger Airbag, der sich um das gesamte Flugzeug legt, könnte genau Letzteres verhindern.

"Das Risiko wäre groß, dass nach dem Aufprall der Zugang zu den Notausgängen blockiert ist."
Nathalie Toso, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Hinzu kommt ein praktisches Problem: das Gewicht. Airbags für ein Passagierflugzeug wären riesig. "Das bedeutet Unmengen an Stoff", sagt Toso. "Das Gewicht müsste ständig mittransportiert werden, und das kostet Treibstoff, Geld und Nutzlast." Dabei werde in der Luftfahrt buchstäblich um jedes Kilo gekämpft.

Sicherheit beim Fliegen hat mehrere Komponenten

Auch Alternativen wie Fallschirme für Passagierflugzeuge seien ebenfalls kaum realisierbar. Selbst wenn es funktionieren würde, sagt Toso, bliebe das Problem: Ein Flugzeug fliegt nicht einfach senkrecht nach unten, sondern hat Tragflächen, mit denen es gleiten kann. "Die Frage ist, ob ein Fallschirm am Ende so viel bringen würde. Ein Flugzeug hat Tragflügel, durch die es im Fall der Fälle durch die Luft segeln kann."

"Fliegen ist jetzt schon ein sehr sicheres Verkehrsmittel – gerade im Vergleich zum Autofahren."
Nathalie Toso, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Deshalb konzentriere sich die Forschung eher auf bewährte und praxistaugliche Sicherheitskonzepte, etwas Sitze und Gurte. Toso erwähnt Drei- statt der bisher gängigen Zweipunktgurte. Doch sie zweifelt, ob Passagiere, die es im Flugzeug ja auch bequem haben möchten, annehmen würden.

Zum Schluss betont die Ingenieurin: "Beim Fliegen steht Sicherheit an erster Stelle." Gleichzeitig müsse bei Neuerungen das Gesamtsystem betrachtet werden. "Es bringt nichts, wenn ein Teil sicherer wird, aber dadurch andere Systeme gefährdet werden." Und genau das wäre bei dem riesigen Flugzeug-Airbag ihrer Einschätzung nach der Fall. Es bleibt also abzuwarten, ob die Ingenieure aus Dubai das Gegenteil beweisen werden.

Shownotes
Flugsicherheit
Airbags für Flugzeuge: Revolution oder Luftnummer?
vom 20. Oktober 2025
Moderation: 
Nik Potthoff
Gesprächspartnerin: 
Nathalie Toso, DLR Stuttgart