Die Corona-Pandemie hat unsere Einstellung zur Arbeit von Zuhause verändert – bleiben wir jetzt vielleicht sogar für immer im Homeoffice? Arbeitspsychologin Hannah Schade pocht auf Flexibilität.

Menschen, die bei Twitter beschäftigt sind, haben die Wahl: Sie dürfen sich nach der Corona-Pandemie entscheiden, ob sie zurück ins Büro möchten oder lieber langfristig von zu Hause aus arbeiten wollen.

Homeoffice: Weitgehend gesellschaftlich akzeptiert

Auch in Deutschland hat sich während der Corona-Pandemie die Zustimmung zum Arbeiten im Homeoffice schnell verändert, sagt die Arbeitspsychologin Hannah Schade: "Was mich tatsächlich überrascht hat, ist, wie zufrieden die meisten Leute nach ein paar Tagen oder auch nach ein paar Wochen im Homeoffice sind – obwohl es ja wirklich eine massive Umstellung ist."

Einerseits sagt das etwas über die menschliche Anpassungsfähigkeit aus. Natürlich gibt es aber auch große Vorteile im Homeoffice. Besonders Menschen, die normalerweise viel pendeln müssen, Konflikte mit einzelnen Mitarbeitenden haben oder nicht gern in Meetings sitzen, haben es genossen, von zu Hause aus zu arbeiten, meint Hannah Schade.

"Gerade Menschen, die pendeln, profitieren sicher von den Homeoffice-Regelungen."
Hannah Schade, Arbeitspsychologin

Ob wir dadurch im Homeoffice aber auch tatsächlich produktiver sind? Das ist schwer zu sagen, so die Arbeitspsychologin. Es gebe eben auch diejenigen, die dadurch motiviert sind, dass Kollegen da sind, mit denen man kommuniziert und für die Arbeit dann direkt Wertschätzung bekommt.

Trotzdem wollten die meisten Arbeitenden besonders zu Beginn der Homeoffice-Phase beweisen, dass sie produktiv sind und nicht nur die Füße hochlegen, so Hannah Schade: "Es gibt im Homeoffice die Tendenz, härter zu arbeiten. Im Büro kann man durch Anwesenheit glänzen, unabhängig von der tatsächlich geleisteten Arbeit."

"Es gibt im Homeoffice die Tendenz, härter zu arbeiten."
Hannah Schade

Daraus ergebe sich ein stärkeres Burnout-Risiko und auch das Risiko, nicht mehr so gut abzuschalten und schlechter zu schlafen – weil die Räumlichkeiten von Arbeit und Freizeit die gleichen sind, so die Psychologin.

Das könnte sich aber auch ändern, wenn das Prinzip des Homeoffice längerfristig und nicht aus der Not heraus etabliert wäre, mutmaßt Hannah Schade: "Wenn man sich dann schon bewiesen hat, denke ich, wird die Produktivität sich nicht stark unterscheiden."

Hannah Schades Tipps, um Homeoffice und Büroarbeit gesünder zu gestalten

  • "Es ist wichtig, weiterhin mit den Kollegen in Kontakt zu bleiben", damit ein Zugehörigkeitsgefühl weiterbestehen bleibt und Informationsprobleme vermieden werden.
  • Wenn man wieder ins Büro geht, sollte man das nicht als Zwang empfinden, warnt Hannah Schade. Das gilt auch, wenn man lieber weiterhin im Homeoffice geblieben wäre. Wer erkennt, woher der Widerwille gegen das Büro kommt – etwa von zu langen, unproduktiven Meetings –, könnte das Problem ansprechen und sich vielleicht auf eine Lösung, die aus dem Homeoffice stammt, einigen.
  • Führungskräfte sollten bei der Rückkehr ins Büro den Arbeitenden genau zuhören und auf individuelle Probleme und Wünsche eingehen. "Gerade jetzt, wenn Arbeitnehmer größere Freiheiten gewöhnt waren, kann man sich sonst auch einen Vertrauensvorschuss verspielen, wenn man da zu wenig flexibel auf Verbesserungsvorschläge eingeht."

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Shownotes
Arbeiten von zu Hause aus
Arbeitspsychologin: "Es gibt im Homeoffice die Tendenz, härter zu arbeiten"
vom 28. Juli 2020
Moderator: 
Utz Dräger
Gesprächspartnerin: 
Hannah Schade, Arbeitspsychologin am Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund