Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gehört als Millennial zu einer neuen Politiker*innen-Generation. Die Sicherheitsexpertin Ulrike Franke erklärt, warum diese in Sachen Macht- und Geopolitik umdenken muss.
"Meine Generation hat eine geradezu romantische Idee internationaler Beziehungen entwickelt", schreibt Ulrike Franke in der "Zeit". Mit ihrer Generation meint Franke die sogenannten Millennials, also Menschen, die irgendwann zwischen 1981 und 1998 geboren sind. Die würden statt auf Macht- und Geopolitik auf Emotionen, Zusammenarbeit und Werte setzen, so die These der Sicherheitsexpertin.
"Es sorgt mich ein wenig, dass die Generation, die in dieser Zeit aufgewachsen ist, diese ungewöhnliche Situation als Normalfall internalisiert hat."
Millennials brauchen ein neues außenpolitisches Mindest
Franke meine damit nicht, dass es mehr militärische Interventionen geben müsse, betont sie. "Ich befürchte, dass wenn wir als Deutschland und gerade als deutsche Millennials so einem Akteur wie Russland gegenübertreten, intuitiv vielleicht in die falsche Richtung denken", sagt sie im Hinblick auf Außenministerin Annalena Baerbock. "Es könnte sein, dass wir deshalb weniger Instrumente in unserem Instrumentenkasten, also in unserer Sprache und unserem Denken haben, als wir das eigentlich bräuchten."
"Wir brauchen ein neues Mindset. Wir müssen uns überlegen: Was sind unsere direkten Interessen, was sind unsere Fähigkeiten und wie können wir die einsetzen?"
Im Umgang mit Akteuren wie Russland oder China werde Deutschland wenig ernst genommen, weil man nicht klar mache, welche Konsequenzen ein bestimmtes politisches Handeln habe. "Bestenfalls kommen wir mit Sanktionen", sagt Franke. "Das macht uns zu einem schwächeren Akteur auf der internationalen Bühne." Die Sicherheitsexpertin hält deshalb für nötig außenpolitisch umzudenken und sich klarzumachen, dass sich nicht jeder internationale Akteur durch Emotionen, Werte und internationales Recht beeindrucken lasse.