Weil sie gegen den Islamismus protestieren, können sich Blogger in Bangladesch ihres Lebens nicht mehr sicher sein. Mit Schutz vom Staat können sie nicht rechnen.
Vor wenigen Jahren entstand eine politische Bewegung in Bangladesch, die sich vor allem gegen den immer stärker werdenden Islamismus richtet. Kopf der Bewegung ist Imran Sarker, der in Bangladesch inzwischen so beliebt ist, wie ein Popstar. Seine Meinung schreibt er auf dem Blog "Freidenker". Seitdem trachten Islamisten Imran nach dem Leben, weil er unislamisch sei und mit Frauen und Männern auf der Straße getanzt habe. Imran geht nur noch in einer Gruppe von Freunden aus dem Haus. Seine Vorsichtsmaßnahmen sind angebracht. Immer wieder werden liberale Blogger in Bangladesch ermordet, die auf der Todesliste der Extremisten stehen.
"Auf diesen Todeslisten stehen die Namen der Blogger. Es scheint so, dass diese Listen nach und nach abgearbeitet werden."
Die Opfer werden meist auf dem Weg nach Hause oder in ihrer Wohnung abgepasst und ermordet. Die Taten, sagt unser Korrespondent Jürgen Webermann, haben immer die gleichen Muster. Die beiden Terrororganisationen Al-Kaida oder Islamischer Staat bekennen sich anschließend zu den gezielten Morden.
Bedrohte Freidenker
Auf der Plattform "Freidenker" und über die sozialen Medien vernetzen sich Blogger und Aktivisten. 2013 haben sie große Demonstrationen mit Hunderttausenden Menschen organisiert. Die Protestbewegung will erreichen, dass die Regierung härter gegen die Islamisten vorgeht.
"Diese gezielten Morde sind schon sehr unheimlich."
Die Aufklärung der Morde verläuft schleppend. Einerseits tappt die Polizei im Dunkeln, sagt Jürgen Webermann. Andererseits mangele es auch an Interesse, die Morde aufzuklären. Denn die Blogger sind gleichzeitig auch regierungskritisch. Weil sie Perspektiven für die jüngere Generation und soziale Gerechtigkeit einfordern.
"Die Regierung hat in den letzten Wochen nichts Besseres zu tun gehabt, als zu sagen: Wer religiöse Gefühle verletzt, muss damit rechnen, angegriffen zu werden."
Das Vorgehen von Premierministerin Hasina Wajed bezeichnet Jürgen Webermann als dreist. Teilweise seien sogar Gesetze verschärft worden. Blogger müssen seitdem mit längeren Haftstrafen rechnen, wenn sie religiöse Gefühle verletzt haben. Einige Blogger seien inzwischen aus Bangladesch geflohen, um ihr Leben zu retten.
Mehr über die Blogger in Bangladesch:
- Bloggermorde in Bangladesch: "Du wirst bald sterben" | Bericht von Jürgen Webermann auf tagesschau.de
- 'I must survive to seek justice,' says widow of murdered Bangladesh blogger | Artikel im Guardian