Wenn sich die Nachrichtenlage überschlägt, wie zurzeit in Nahost, stehen Redaktionen vor der Herausforderung, Bilder und Informationen schnellstmöglich zu überprüfen und zu vermelden. Fehler lassen sich dabei nicht immer vermeiden. Die Leiterin der Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion erklärt, wie die Redaktion damit umgeht.

Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, die Explosion in einem Krankenhaus in Gaza: Über Agenturen, Social Media und andere Kanäle verbreiten sich Neuigkeiten rasend schnell. Die aktuelle Nachrichtenlage ist daher herausfordernd, die Gemengelage manchmal undurchsichtig. Dennoch gelten für die Redaktion im Grunde dieselben journalistischen Standards, wie bisher, sagt Francisca Zecher, die die Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion leitet.

Warum die Berichterstattung aus dem Nahen Osten besonders ist

Trotzdem gehört die Berichterstattung über den sogenannten Nahen Osten zu den kompliziertesten Themen, die es gibt, meint Francisca Zecher. Und das habe verschiedene Gründe:

  • im Nahen Osten treffen die Interessen vieler Länder aufeinander, die Region ist ein Hotspot der Weltpolitik
  • in Deutschland ist das Thema auf besondere Art emotional aufgeladen, auch aus historischen Gründen
  • in bewaffneten Konflikten haben generell beide Seiten ein Interesse, Informationen zu steuern, bis hin zur Desinformation
"Es gibt kein anderes Thema, zu dem wir so viel Post von Menschen, die uns hören und lesen, bekommen."
Francisca Zecher, leitet die Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Redaktionelle Standards

Folgende journalistische Prinzipien gelten generell und auch in der Nahost-Berichterstattung, sagt Francisca Zecher:

  • das Zwei-Quellen-Prinzip, also zwei voneinander unabhängige Quellen müssen eine Nachricht bestätigen
  • in einem Konflikt sollen verschiedene Seiten zu Wort kommen
  • das Vier-Augen-Prinzip, also jede Meldung muss redaktionell von einem zweiten Teammitglied geprüft werden
"Jede Information muss von mindestens zwei voneinander unabhängigen Quellen kommen."
Francisca Zecher, leitet die Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Bei Nahost-Themen kommt ein besonders intensiver Austausch mit Fachleuten in verschiedenen Redaktionen des Deutschlandfunks hinzu. Dazu gehören auch die aktuellen und ehemaligen Korrespondentinnen und Korrespondenten des Hauses, mit denen sich das Nachrichten-Team kurzschließen kann.

Fehler transparent machen und korrigieren

Trotzdem passieren Fehler. Francisca Zecher verweist auf einen inzwischen gelöschten Tweet der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks auf der Microblogging-Plattform X. Der Tweet stand im Zusammenhang mit der Explosion im Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza-Stadt. Darin gab es eine falsche Formulierung, die eine Äußerung der Hamas wie ein Fakt aussehen ließ.

"Mit Fehlern transparent umgehen, das ist aus unserer Sicht in solchen Situationen unbedingt notwendig."
Francisca Zecher, leitet die Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Das Posting wurde, nachdem der Fehler erkannt war, gelöscht und das Vorgehen und die Hintergründe wurden öffentlich transparent gemacht. Das sei auch zwingend notwendig, sagt Francisca Zecher. Völlig vermeiden könne man Fehler allerdings in keiner Redaktion: "Leider passieren Fehler, denn auch in Redaktionen arbeiten Menschen."

Das Bild oben ist ein Symbolbild für redaktionelle Arbeit. Es zeigt nicht unsere Nachrichtenredaktion.

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Wie unsere Nachrichtenredaktion arbeitet
vom 19. Oktober 2023