Es ist ein herausfordernder Spagat, der auf der 73. Berlinale versucht wird: Auf der einen Seite will das sehr politische Festival schweren Themen wie der Ukraine und dem Iran gerecht werden, auf der anderen Seite soll auch gefeiert werden.
Durch die 73. Berlinale scheint sich ein Thema, wie ein roter Faden zu ziehen: toxische Männlichkeit. Das ist das Zwischenfazit von Tom Westerholt und Anna Wollner. Denn egal, ob Wettbewerb, Berlinale-Spezial, Forum oder Panorama. Egal auch, ob internationaler Film, deutscher Film, Spiel- oder Dokumentarfilm – in allem findet sich toxische Männlichkeit wieder.
Roter Faden: toxische Männlichkeit
Entdeckt haben Tom und Anna das Denk- und Verhaltensmuster unter anderem in "Blackberry" mit Jay Baruchel, in "Manodrome" mit Jesse Eisenberg und Adrian Brody oder in "Seneca" mit John Malkovich.
Genauso ist die toxische Männlichkeit in den deutschen Wettbewerbsfilmen zu finden: darunter "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" und "Ingrid Bachmann - Reise in die Wüste" von den Regisseurinnen Emily Atef und Margarethe von Trotta. Und auch in den Dokumentarfilmen "Superpower" oder "Boom! Boom! - The World vs. Boris Becker" fehlt sie nicht.
Überladenes Rumgegockel
Dass eine Doku über den ehemaligen Tennisprofi und Ex-Strafgefangenen Boris Becker ohne eine gewisse Portion übertriebener Männlichkeit nicht auskommt, ist hier noch irgendwie unter "ganz niedlich" zu verbuchen.
Erschreckend ist dagegen das Testosteron überladene "Rumgegockel" von Sean Penn in seiner Kriegsdoku "Superpower", die er in Kiew unter Beteiligung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gedreht hat.
Die deutsche Regisseurin Emily Atef musste sich auf dem Festival in ihrem Film gar den Vorwurf gefallen lassen, sie verharmlose Vergewaltigung innerhalb einer Beziehung und Max Frisch wirke in "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" wie ein pathologisch eifersüchtiger Tyrann.
Tom und Anna nehmen die bereits gesichteten Filme der 73. Berlinale in dieser Ausgabe unter die Lupe und euch mit auf einen ziemlich wilden Ritt durch ein Festival, das möglicherweise zu viele gesellschaftliche Baustellen auf einmal beackern wollte.
Und außerdem ...
Außerdem hört ihr in dieser Ausgabe Regisseurin Sonja Heiss zu ihrem neuen Film "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?", der ebenfalls auf der Berlinale vorgestellt wurde, aber schon an diesem Donnerstag in die Kinos kommt.
Auch gibt es ein Gespräch mit Antje Boetius, eine der weltweit führenden Meeresbiologinnen, die das ZDF bei der Serienumsetzung von Frank Schätzings "Der Schwarm" wissenschaftlich unterstützt hat. Auch diese Serie wird aktuell auf der Berlinale vorgestellt und startet bereits Ende der Woche mit den ersten Folgen.