Ob Einser- oder Dreier-Abi: Jeder hat seine Fähigkeiten, meint Karriereberaterin Ragnhild Struss. Die Abiturnote sage nur bedingt etwas über die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen aus. Wir sollten lieber unsere Persönlichkeit in den Vordergrund rücken.
Geht es nach dem Schulabschluss um die Berufswahl, orientieren sich viele am Notendurchschnitt auf dem Abschlusszeugnis: Was kann ich mit diesem Notendurchschnitt eigentlich machen? Qualifiziere ich mich damit überhaupt für einen Job? Untersucht lieber eure Persönlichkeit, meint Ragnhild Struss, Gründerin der Agentur für Karriereberatung Struss & Claussen.
"Der Abiturdurchschnitt sagt nichts darüber aus, welches Potenzial jemand auf der kognitiven Ebene tatsächlich hat."
Der Notendurchschnitt sei kein Spiegelbild unserer Talente. Denn: Die dickgedruckte Zahl orientiere sich allein am kognitiven Leistungspotenzial. Sie bildet aber nicht ab, wie viel wir tatsächlich kognitiv leisten können, so Ragnhild Struss.
Notendurchschnitt nicht mit Fähigkeiten gleichsetzen
Der Notendurchschnitt eigne sich als erstes Auswahlkriterium für Firmen, das sei schon nachvollziehbar, denn er zeige, dass jemand diszipliniert und kontinuierlich lernen könne. Doch Ragnhild Struss findet es sinnvoller, mehr auf die Gesamtpersönlichkeit der Bewerberinnen und Bewerber zu schauen.
Eigene Talente finden
Die Karriereberaterin hat beispielsweise festgestellt, dass Abiturienten mit einem Dreier-Schnitt eher kommunikative Talente haben, während Abiturienten mit überwiegend Einsen auf dem Abschlusszeugnis ihre Ziele eher umsetzungsorientiert erreichen.
Die Absicht des Auslotens unserer Talente sei es aber nicht, diese im Anschluss zu werten oder zu vergleichen, erklärt sie. Es gehe darum, zu lernen, die eigene Persönlichkeit zu untersuchen, Talente wertzuschätzen und sich im Anschluss zu fragen: Welcher Job passt zu mir? Wo ist für mich der richtige Platz?
"Wir sollten daran arbeiten, dass die Fähigkeit, sich selbst kennenzulernen und unsere Facetten benennen zu können, salonfähig wird."