Bienen haben einen extrem gut ausgebildeten Geruchssinn - einen sehr viel besseren als Hunde. Sind sie deshalb die besseren Minensucher?

Nicht jeder Hund ist dafür geeignet, als Spürhund ausgebildet zu werden und das spezielle Training dauert ungefähr drei Monate. Dagegen lassen sich Bienen innerhalb weniger Minuten zu Minensucherinnen ausbilden. Kroatische Forscher setzen die Bienen sekundenlang einem Luftstrom aus, der mit dem Geruch des Sprengstoffs TNT - ein Bestandteil von Minen - angereichert ist. Parallel dazu werden die Bienen mit Zuckerwasser gefüttert. Die Bienen lernen schnell, den spezifischen TNT-Geruch mit Nahrung in Verbindung zu setzen und folgen so künftig der TNT-Spur.

Professor Nikola Kezic von der Universität Zagreb erforscht, ob Bienen Minen aufspüren können.
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Der Verhaltensbiologe Nikola Kezic von der Universität Zagreb erforscht, wie Bienen als Minensucherinnen eingesetzt werden können.

Die Minensucherinnen werden dann am Rande eines potentiellen Minenfelds ausgesetzt. Auf der Suche nach Futter überfliegen sie das Feld. Da, wo die Bienen landen, befindet sich dann höchst wahrscheinlich eine Mine. Unter Laborbedingungen konnten Bienen in den USA sogar 94 Prozent der Minen erschnüffeln. Die schwanzwedelnden Spür-Kollegen kommen nur auf 60 Prozent.

Extrem guter Geruchssinn und Ausdauer

Eine Biene spürt einen bestimmten Geruch auf eine Entfernung von 4,5 Kilometern auf. Sie ist in der Lage, ein Molekül im Verhältnis von 1 zu 1 Billion zu identifizieren. Das entspricht ungefähr einem Salzkörnchen in einem Olympia-Schwimmbecken, das 2,5 Millionen Liter Wasser fasst. So gut ist der Geruchssinn von Hunden nicht. Hinzu kommt, dass Hunde nach circa einer Stunde vom Suchen erschöpft sind, während ihre fliegenden Spür-Kolleginnen länger durchhalten.

Einmalige Spüraktion

Aber: Es gibt Wissenschaftler, die Minensuchbienen für einen Mythos halten. Denn die Bienen fliegen zwar auf der Suche nach Futter ein mögliches Minenfeld an, werden das aber nicht ein zweites Mal tun, wenn sie bei der ersten Spüraktion entweder schon genau die Futterquelle gefunden und keinen Grund haben, eine weitere zu suchen, oder eben gerade nicht die entsprechende "Belohnung" gefunden haben und damit die Konditionierung aufgehoben ist.

Kurze Lebensdauer

Erschwerend kommt hinzu, dass die Bienen arbeitsteilig arbeiten: Kundschafterinnen suchen neue Futterquellen und informieren ihre Artgenossinnen über die Lage und Beschaffenheit. Ein Verhalten, das für die Minensuchaufgabe hinderlich ist. Außerdem lassen sich die Bienen nur schwer auf einen einzigen Geruch dressieren und werden leicht von anderen Düften, die zum Beispiel Pflanzen verströmen, abgelenkt.

Schließlich werden Bienen nur vier bis fünf Wochen alt. Für die Spürtrupps bedeutet das, dass sie ständig neue Bienen ausbilden müssten. Da sind Spürhunde oder -Ratten weitaus beständiger, wenn sie vielleicht auch nicht ganz so gut riechen können.

Shownotes
Das Tiergespräch
Der Mythos der Minen-Suchbiene
vom 13. Juli 2016
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Biologe