Wie hat sie das denn nun gemeint? Ich verstehe seine Antwort einfach nicht: Kommunikation in Messengern und Chats ist oft nicht so einfach, unter anderem, weil der Kontext und die Betonung fehlt. Manchmal ist die Kürze das Problem.

Klarheit ist anders. Was soll ein "OK" auf die Frage denn konkret bedeuten, ob man Lust auf einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt hat?

"Lust auf einen kürzen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt?" – "OK."
Digitale Kommunikation in der Vorweihnachtszeit

Dass uns eine präzise Kommunikation in Chats manchmal schwerfällt, hat oft damit zu tun, dass unsere Stimme fehlt. Wir können die Begriffe also nicht mit einer Betonung versehen, die vieles klarer macht. Das Wörtchen "OK" ist dafür ein gutes Beispiel. Seine Bedeutung ist ziemlich neutral und kann - je nach Betonung und Kontext - stark variieren.

"Manchen Wörter verleihen wir erst mit unserer Stimme Bedeutung. Im Chat fehlt uns diese Info."
Ilka Knigge, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die Unterschiede sind groß: Es kann ein skeptisches "Oookaaaaay…" sein, ein freudiges "Okay!" oder ein neutrales "OK" mit der Botschaft "Ich habe verstanden". Wir wissen in Messengern nicht, wie unser Gegenüber das Wort sagt, wir hören keine Seufzer und sehen nicht die Sprechposition: Ist die Person gerade in die U-Bahn gehetzt oder chillt auf der Couch? Wir erkennen auch keine Gesten.

Im Chat fehlen uns all diese Infos. Und je nach Situation kann die Antwort komplett falsch verstanden werden.

Gesprächshaltung beim Chatten

Dass wir diese Zusatzinformationen erwarten, liegt an unserer Haltung, sagt Jannis Androutsopoulos, Professor für Medienlinguistik am Institut für Medien und Kommunikation der Universität Hamburg. Obwohl wir wüssten, dass wir gerade chatten, würden wir gefühlt eben doch eher miteinander sprechen als schriftlich kommunizieren.

"Wir benutzen zwar die Schrift, aber die Haltung, mit der wir an die Kommunikation rangehen, ist nicht die Haltung des Briefverkehrs, sondern eher die Haltung des Gesprächs."
Jannis Androutsopoulos, Linguist

Wörtchen wie "OK" oder "Aha" nutzen wir in einem realen Gespräch eher nebenbei. In einem Chat wiederum unterbrechen sie den Gesprächsfluss und bieten Raum für Interpretetation an.

Die Linguistin Gretchen McCulloch sagt im Interview mit der BBC, man könne unterscheiden zwischen den Menschen, die das Internet als Socializing Plattform kennengelernt haben und nutzen, und denen, die es eher funktional kennengelernt haben und nutzen, also etwa für Informationsrecherche. Wer viel chattet, weiß eher, dass ein "OK" verschieden ankommen kann. Wer das nicht tut, ist sich dessen vielleicht weniger bewusst.

Mögliche Begleitformen

Neben dem beigefügten Emoji, dass die Richtung der kommunizierten Botschaft klarer macht, gibt es noch andere Möglichkeiten, sagt der Linguist Jannis Androutsopoulos: "Es gibt im Netz weit verbreitete Symbole für Sarkasmus, etwa ein Schrägstrich mit einem S. Oder man experimentiert mit der Schreibweise eines Wortes. 'OK!!!' oder 'okkkkkk' oder 'o-k-e-e-e-e-e' und so weiter und so fort."

Ob es jetzt Emojis, GIFs, bestimmte Symbole oder Ausrufezeichen sind – die Funktion ist immer dieselbe: Die Ergänzungen sollen Missverständnissen vorbeugen.

Shownotes
Digitale Kommunikation
Missverständnisse in Chats: "OK" ist oft keine gute Antwort
vom 20. Dezember 2021
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Ilka Knigge, Deutschlandfunk Nova