Auf Instagram seit Wochen herbeigesehnt: Das siebte Coldplay Album "A Head Full Of Dreams". Jetzt ist es endlich erschienen. Unser Musik-Kritiker Heiko Behr findet, dass die einst so hoffnungsvolle Londoner Indieband damit endgültig in der Belanglosigkeit angekommen ist.

Die Salamitaktik ist aufgegangen: Als Soundschnipsel hatten Coldplay ihre neuen Songs schon vor Wochen bei Instagram gepostet. Die Fans konnten das neue Album kaum noch erwarten. Auch unser Musikexperte Heiko Behr hätte sich gerne gefreut, stattdessen fragt er sich, wie die Londoner zu so einer Heulsusentruppe werden konnten. Schon die erste Single, die genauso heißt wie das Album, geht ihm auf die Nerven - der Text vollkommen belanglos.

Große Bühne für U2-Gitarren und belanglose Texte

Die Gitarren klingen schon ewig wie die von U2, findet Heiko Behr. Und das ist auch auf dem neuen Album so. Wie auf Autopilot meint er. Ihm fällt es nicht schwer sich dabei das Meer aus Feuerzeugen in den großen Arenen vorzustellen. Dort wo sich Fans bei Konzerten in den Armen liegen und vor Glück weinen. Dafür scheint die Musik gemacht zu sein: größtmögliche Mitsingmomente für größtmögliche Menschenmassen. Die Sounds klingen gnadenlos anonym und irgendwie zeitgenössisch: "Keine Seele, kein Kern, nichts", so Heiko Behr.

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Was Frontmann Chris Martin zum neuen Album so von sich gibt, ist dazu auch noch verlogener Promoquatsch, bedauert Musikexperte Heiko Behr. Aber das war nicht immer so: Als das Debütalbum "Parachutes" im Jahr 2000 durch die Decke geht, sind Coldplay eine selbstbewusste Band - schon seit vier Jahren im Geschäft. "Mit Hang zu Pathos und banalen - aber recht schönen Texten", findet Heiko. Beim nächsten Album "A Rush of Blood to the Head" entwickelt sich sogar eine "gewisse Dringlichkeit" und die elektrischen Gitarren bringen fast schon etwas Härte.

"Turn your magic on. We are legends, every day. Oh you make me feel like I´m alive again."
Textzeile aus "Adventure Of A Lifetime" vom siebten Coldplayalbum "A Head Full Of Dreams"

Der Coldplay-Sound geht ab 2002 um die Welt, genau wie die Tour der Band. 20 Millionen Mal verkauft sich das zweite Album. Zu dieser Zeit werden Frontmann Chris Martin und die Schauspielerin Gwyneth Paltrow ein Paar. Die beiden bewegen sich perfekt durch die Boulevardmedien und der Nervfaktor beginnt zu steigen: Chris Martin gibt sich als sympathischer, bodenständiger Multimillionär mit Hollywoodgattin, der sich um die Belange der Welt kümmert. "Er macht das eigentlich souverän - wenn die Musik bloß gut geblieben wäre“, findet Heiko Behr.

"Aus einer Indie-Band wird eine Softrock-Band, wird eine Dudelband und Chris wird eine Witzfigur"
Dradio-Wissen-Musikexperte Heiko Behr
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Das Album "X & Y" klingt 2005 schon überlang und selbstgefällig, erinnert sich unser Musikexperte. Dem Nachfolger "Viva la Vida" attestiert er wenigstens noch einen anständigen Hit. Doch dann ging es mit rasender Geschwindigkeit in die Belanglosigkeit: "Man muss fast Mitleid haben", sagt Heiko Behr. Coldplay sind seitdem überall: in Werbeclips, im Supermarkt - im Radio sowieso. "Gleichzeitig veröffentlichen sie Instantpop und schmeißen sich links und rechts an andere Popstars wie Rihanna", meint Heiko. Und dazu, dass die Band sich von Avicii produzieren ließ, fehlen unserem Musikexperten komplett die Worte. Es ist wirklich, wirklich zum Verzweifeln, findet er.

Shownotes
The Making of Coldplay
Die Heulsusen
vom 04. Dezember 2015
Moderator: 
Dominik Schottner
Autor: 
Heiko Behr