Der Leipziger Stadtteil Connewitz geriet nach Silvester in die Schlagzeilen. Linksextremisten sollen die Polizei brutal angegriffen haben. Ein Polizist musste im Krankenhaus operiert werden. Nun gab es ein erstes Urteil: Ein Beschuldigter wurde zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt.

Der 27-Jährige, der die Bewährungsstrafe erhielt, hatte einem Polizist in der Silvesternacht ein Bein gestellt. Im Prozess gestand er die Tat und entschuldigte sich mehrmals. "Ich weiß nicht, was mich geritten hat", sagte er. Seine Tat sei eine riesengroße Dummheit gewesen.

"Der vorsitzende Richter hat seiner Darstellung geglaubt, dass sich der Beschuldigte nicht gegen die Polizeipräsenz an sich habe wehren wollen, sondern er sei alkoholisiert gewesen und deshalb enthemmt."
Alexandra Gerlach, Deutschlandfunk-Korrespondentin für Sachsen

Bei den Ausschreitungen im eher linksalternativ geprägten Connewitz waren an Silvester mehrere Polizisten verletzt worden, einer davon nach Behördenangaben schwer. Die Beamten wurden laut Polizei aus einer Gruppe heraus massiv angegriffen.

Beschleunigtes Verfahren

Dass das erste Urteil so schnell gefallen ist, in einem sogenannten "beschleunigten Verfahren", wurde auf Seite der Behörden und der Polizei mit Genugtuung aufgenommen, sagt unsere Korrespondentin Alexandra Gerlach.

Drei weitere Beschuldigte sitzen noch in Untersuchungshaft. Ihnen wird ebenfalls Widerstand sowie Körperverletzung vorgeworfen.

Die Attacke auf den schwer verletzten Beamten stuft die Staatsanwaltschaft als Mordversuch ein. Doch der oder die Angreifer sind noch nicht identifiziert, die Polizei geht von Linksextremisten aus. "Hier tappen die Ermittler offensichtlich noch im Dunkeln", sagt Alexandra Gerlach.

"Die Zeit" veröffentlicht mutmaßliches Video der Silvesternacht

"Die Zeit" hat auf ihrer Website ein Video veröffentlicht - Laut der Wochenzeitung stellt es die Darstellung der Polizei zu den Ereignissen in Frage. "Angriff in Connewitz war offenbar nicht orchestriert", schreibt das Blatt. Doch was genau geschieht, sei auf diesem Video schwer zu erkennen, meint unsere Korrespondentin. Auch kenne man die Quelle nicht. Das Video sei aber wohl dennoch Teil der Ermittlungen.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

"Wenn man sich dieses Video anschaut, ist schwer zu erkennen, wer da eigentlich wie agiert."
Alexandra Gerlach, Deutschlandfunk-Korrespondentin für Sachsen

Zu Silvester hatten sich laut Polizei mehr als 1000 Menschen an der Straßenkreuzung "Connewitzer Kreuz" in Leipzig versammelt. Die Polizei war mit einem größeren Aufgebot im Einsatz. Nach Mitternacht eskalierte die Situation.

In den folgenden Tagen gab es Kritik an der Einsatztaktik der Polizei. Die Linken-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel sagte, die Polizei sei zu hart vorgegangen. Zudem hatte die Polizei in einer ersten Mitteilung davon gesprochen, dass der schwer verletzte Polizist notoperiert werden musste, das aber später korrigiert.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Gewalt in Connewitz
Erstes Urteil zu Silvesternacht-Ausschreitungen in Leipzig
vom 08. Januar 2020
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartnerin: 
Alexandra Gerlach, Deutschlandfunk-Korrespondentin für Sachsen