Bei
schönem Wetter wird es zu Corona-Zeiten vor allem in den Parks der
Städte
voll: Läufer, Radfahrer und Spaziergänger drängen sich auf den
Wegen. Zwei Meter Abstand halten, ist fast unmöglich. Doch eigentlich müsste vor allem beim Sport der Abstand deutlich größer sein, sagen Forscher.
Ein Tag im April: Die Sonne scheint und die Temperaturen klettern endlich über die 15-Grad-Marke. Es riecht nach Frühling! Am Rheinufer in Köln tummeln sich Jogger, Spaziergänger und Radfahrer – trotz Corona. Gelegentlich patrouilliert hier das Ordnungsamt oder eine Polizeistreife, doch nur selten müssen sie einschreiten. Die meisten Kölnerinnen und Kölner halten sich an den Sicherheitsabstand und sind alleine oder maximal zu zweit unterwegs.
Auch Felix joggt regelmäßig am Rhein entlang – momentan läuft er jeden Tag fünf Kilometer am Rhein in Düsseldorf. Das macht er alleine oder zusammen mit seiner Frau. In den vergangenen Wochen, erzählt er, sind die Wege immer voller geworden. Es sei oft sogar schwierig, den Zwei-Meter-Sicherheitsabstand einzuhalten.
"Die Wege sind mal voller bis hin zu wirklich voll, die Dichte hat enorm zugenommen – und Abstand einzuhalten, das ist schwierig. Je nach Situation fühlt man sich natürlich auch unwohl."
Studie: Abstand beim Sport
Im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen die Maßnahmen deutlich restriktiver sind, ist in Deutschland sogar Sport im Freien als Teil der Gesundheitsprävention weiterhin erlaubt. Die Regel gilt sogar in Bayern, wo es eine Ausgangssperre gibt. Maximal zwei Menschen, die Sport machen, dürfen gemeinsam draußen trainieren, sollten aber einen gewissen Abstand einhalten. Genau hier setzt eine Studie der Universitäten Leuven (Belgien) und Eindhoven (Niederlande) an.
Problem: Windschatten
Die Forschenden haben untersucht, wie sehr Sportler Covid-19-Erregern ausgesetzt sein können, wenn sie sich im Windschatten eines anderen Sportlers bewegen. Das Ergebnis: Beim Ausatmen werden Tröpfchen ausgestoßen, die für lange Zeit in der Luft hängen bleiben. Wer also zu nah hinter der Vorderfrau oder dem Vordermann läuft, bekommt deren unsichtbare Tröpfchen ins Gesicht, sagt der Leiter der Studie, Bert Blocken. Er ist Professor für Aerodynamik.
"Die Tröpfchen bleiben in der Luftwolke hinter ihnen zurück und benötigen einige Zeit, bis sie zu Boden fallen. Wenn ich direkt hinter ihnen laufe, bewege ich mich direkt in diese Wolke hinein."
Forscher: Mehr Abstand ratsam
Die Forschenden gehen davon aus, dass beim Joggen ein Abstand von mindestens 10 Metern eingehalten werden müsste, um die Infektionsgefahr möglichst gering zu halten. Beim Radfahren empfehlen sie 20 Meter. Bert Blocken hat noch eine andere Lösung: Nebeneinander trainieren, anstatt hintereinander.
"Vermeiden kann man das mit einem Schritt zur Seite, dann ist man nicht mehr den Mikrotröpfchen ausgesetzt, die sich ganz gut im Windschatten halten können."
Studie in der Kritik
Seit der Veröffentlichung der Studie, wird über die Ergebnisse diskutiert. Kritiker stellen die Aussagekraft in Frage, da bislang nicht erforscht ist, wie infektiös die Tröpfchen – auch Aerosol genannt – an der frischen Luft sind. Außerdem wurden die Tests nicht draußen durchgeführt, sondern am Computer und im Windkanal. Sportmedizinerin Christine Graf, Professorin an der Deutschen Sporthochschule in Köln, findet die Studie zwar spannend. Voraussetzung für ein aussagekräftiges Ergebnis seien jedoch weitere Untersuchungen.
"Das müsste man jetzt gegenprüfen: Sind Leute, die joggend im Wald unterwegs sind, plötzlich mehr krank als Leute, die sich nur im Raum aufhalten?"
Rücksicht nehmen
Die Sportmedizinerin verweist auf die Eigenverantwortung der Sportlerinnen und Sportler. Wer sich nicht wohl fühle, sollte zu Hause bleiben. Denn auch wenn die Symptomatik manchmal hinterherhinke, könne man schon infektiös sein, sagt Christine Graf. Und natürlich gilt auch beim Sport: Aufmerksam sein und auf andere Rücksicht nehmen. Für Felix heißt das: Vielleicht auch nicht mit übertriebenem Ehrgeiz an jeder schmalen Stelle andere überholen.
"Wenn ich einen Läufer sehe, der mir entgegen kommt und es eng werden könnte, dann finde ich es richtig stehen zubleiben, sich kurz mal zurückzunehmen."
Um dem regen Treiben auf den schmalen Fußwegen in den Grün- und Parkanlagen der Städte zu entkommen, gilt auch in Corona-Zeiten: Je früher, desto leerer. Denn Trainieren in Randzeiten verringert die Infektionsgefahr.
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