Neuinfektionen, R-Wert, Inzidenz – jeden Tag erreichen uns neue Corona-Zahlen. Da kann es schwierig werden, den Überblick zu behalten. Aber es lohnt sich mehrere Werte im Blick zu behalten.
In der Pandemie herrscht viel Verunsicherung. Ob Maßnahmen beschlossen werden sollen oder doch wieder aufgehoben werden können, liegt vor allem daran, wie die Corona-Zahlen aussehen. Allerdings können die ziemlich widersprüchlich sein. Wer aus ihnen etwas ablesen will, muss genau hingucken.
Zahlen schwanken je nach Wochentag
Während am Anfang der Pandemie noch gespannt auf die Zahl der Neuinfektionen innerhalb eines Tages geblickt wurde, wissen wir heute: Die schwankt erheblich mit den Wochentagen. Sonntags oder Montags ist sie oft niedrig. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sich weniger Menschen angesteckt haben, sondern damit, dass am Wochenende weniger getestet wird und einige Gesundheitsämter ihre Ergebnisse noch nicht übermittelt haben.
"Die Zahl der Neuinfektionen sollte am besten mit dem gleichen Wochentag der vorigen Woche verglichen werden."
Deswegen ist es sinnvoll, die Zahl der Neuinfektionen innerhalb eines Tages mit dem gleichen Zeitraum der Vorwoche zu vergleichen. In vielen Medien wird das bereits gemacht, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sophie Stigler.
Inzidenzwert liefert verlässlichere Infos
Insbesondere schauen Forschende aber auch auf den Inzidenzwert. Damit sind die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche gemeint. Zu Anfang der Pandemie sollte er die 50 nicht übersteigen, inzwischen liegt er in den meisten Teilen Deutschlands deutlich drüber.
In Berlin Mitte liegt er zum Beispiel heute (19.11.) bei 370, im Norden gibt es Kreise, in denen er unter 25 liegt. Dadurch, dass der Inzidenzwert sieben Tage berücksichtigt, verändert er sich natürlich langsamer, sagt Sophie Stigler. Wir müssen uns auch mehr als nur einen Wert anschauen, wenn wir die Lage besser einschätzen wollen. Der aktuelle Inzidenzwert sinke beispielsweise zurzeit wieder leicht.
"Die Werte sinken derzeit auch deshalb, weil wieder weniger getestet wird. Das liegt an veränderten Vorgaben, welche Personen sich testen lassen sollen."
Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass es weniger Neuinfektionen gibt, sondern daran, dass weniger getestet wird. Weniger Tests, bedeuten auch weniger positive Testergebnisse.
Grund zur Erleichterung ist das aber nicht. Denn der Anteil der positiven Tests an der Gesamtzahl lag noch nie so hoch wie jetzt. Die sogenannte Positivrate lag in der vergangenen Woche bei 9 Prozent – das bedeutet, rund zehn von 100 PCR-Tests fallen positiv aus. Zum Vergleich: Im August war es nur einer von 100.
Widersprüche sind nicht ausgeschlossen
So ganz ist auf die Zahlen eben nicht Verlass – zum Teil widersprechen sie sich auch, sagt Sophie Stigler. Das RKI meldete beispielsweise letztens eine Reproduktionszahl mit einem Wert unter 1,0. Das bedeutet: Eine infizierte Person steckte im Durchschnitt weniger als eine andere Person an. Demnach hätte auch die Zahl der Neuinfektionen sinken müssen. Das Gegenteil war aber der Fall.
"Das Problem ist der Meldeverzug, die Zahlen spiegeln im Prinzip wider, was vor zwei Wochen in Deutschland los war. Der R-Wert hinkt tendenziell noch stärker hinterher als die Neuinfektionszahlen."
Grund dafür sind die verzögerten Meldungen. Das Robert-Koch-Institut versucht dem entgegenzusteuern, indem es schätzt, wie viele Fälle noch nachgemeldet werden. Das RKI meldete allerdings, dass das aktuell schlechter klappt. Die Folge: Der R-Wert wurde unterschätzt.
Berechnungen wegen Verzögerungen durcheinander
Die Berechnungen sind zurzeit vor allem deswegen durcheinander, weil die Gesundheitsämter und Labore überlastet sind. Sie können eine neue Infektion erst verspätet melden. Aktuell lässt sich am R-Wert trotzdem eines erkennen: Er pendelt um die Zahl 1,0, manchmal leicht drüber, manchmal leicht drunter und steigt nicht drastisch an.