Ein goldenes Cape aus dem Spinnfaden der Madagaskar-Seidenspinne zählt zu den teuersten Kleidungsstücken der Welt. Über eine Million Spinnen wurden dafür gemolken.

Sie ist der wahr gewordene Albtraum von Spinnen-Phobikern: Die Madagaskar-Seidenspinne wird handtellergroß. Ihr Körper ist ungefähr so lang, wie ein kleiner Finger. 

"Diese Spinnfäden der Madagaskar-Seidenspinne gehören zu den stärksten und belastbarsten Materialien überhaupt."
Mario Ludwig, Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte

Tatsächlich müssen wir aber keine Angst vor ihr haben, denn ihr Gift ist für Menschen harmlos und die Spinne an sich ist friedfertig. Und wie der Name schon nahelegt: Sie kommt nur auf Madagaskar vor.

Ihr lateinischer Name verrät, was sie am liebsten tut - sie heißt Nephila, das bedeutet: "die, die es liebt zu spinnen". 

Ein goldenes Cape aus Madagaskar-Spinnenseide.
© John Brown | Picture Alliance
Die goldene Farbe des Capes kommt durch die natürliche Färbung der Spinnenseide zustande.

Die Netze der Seidenspinne können einen Durchmesser von zwei Metern erreichen und werden meist mithilfe von Stützfäden zwischen zwei Bäumen aufgespannt. 

Der Faden der Madagaskar-Seidenspinne ist extrem belastbar

Der Spinnfaden der Madagaskar-Seidenspinne ist unglaublich belastbar und stabil. Er ist viermal reißfester als Stahl, gleichzeitig aber dehnbarer als Nylon. Das Material kann Temperaturen von bis zu 250 Grad Celsius standhalten, ist wasserfest, hat antibakterielle Eigenschaften und ist selbstverständlich auch biologisch abbaubar. 

"Die gefangenen Spinnen wurden mit speziell konstruierten Spinnfäden-Melkmaschinen gemolken."
Mario Ludwig, Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte
Goldener Schal von der Madagaskar-Seidenspinne
© John Brown | picture alliance
Simon Peers und Nicolas Godley nutzten Spinnenseide um erst einen Seidenschal und später ein Cape herzustellen.

Schon 1900 wurden auf der Weltausstellung in Paris Bettvorhänge aus Spinnenseide ausgestellt. Seitdem hat sich ein ganzes Jahrhundert lang niemand mehr erfolgreich an die Produktion neuer Stoffe aus Spinnenseide herangewagt. 

Über einhundert Jahre später, im Jahr 2004, machten sich dann der auf Stoffe spezialisierte britische Kunsthistoriker Simon Peers und der amerikanische Unternehmer Nicolas Godley an die Herstellung eines Seidenschals. Nachdem das Projekt erfolgreich war, nahmen sie 2006 die Herstellung eines goldenen Capes in Angriff. 

Für die Herstellung des insgesamt vier mal zwei Meter großen Umhangs wurden über einen Zeitraum von drei Jahren rund 1,2 Million Madagaskar-Seidenspinnen gefangen und auf speziell konstruierten Spinnfäden-Melkmaschinen gemolken.

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Für den Melkvorgang werden die Spinnen auf einem Brett fixiert. Der Spinnfaden wird ihnen sozusagen aus dem Hinterteil gezogen und auf eine Handspindel aufgerollt, bis die Spinndrüsen leer sind. Das dauert jeweils circa 20 Minuten und ergibt pro Melkvorgang ungefähr 30-40 Meter Spinnfaden.

Goldenes Cape hergestellt für 350.000 Euro

Nach dem Melken wurden die Spinnen wieder freigelassen, sodass sie nach einigen Tagen, nachdem sie den Inhalt ihrer Spinndrüsen wieder regeneriert hatten, erneut gemolken werden konnten. Da Madagaskar-Seidenspinnen nur während der Regenzeit, zwischen Oktober und Juni Netze bauen, konnten auch nur in diesem Zeitraum Spinnen eingesammelt werden. Die gewonnenen Spinnfäden wurden dann in speziellen Webstühlen zu Textilstücken verwoben. Die Herstellung des Capes dauerte drei lange Jahre und kostete fast 350.000 Euro.

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Klamotten aus künstlicher Spinnenseide

Bald wird es wohl mehr Kleidungsstücke aus Spinnenseide geben. Diese wird aber nicht mithilfe von Madgaskar-Seidenspinnen hergestellt, sondern von Bakterien. Der Wissenschaft ist es gelungen, künstliche Spinnenseide mit Hilfe von gentechnisch veränderten Kolibakterien herzustellen. Ein Prototyp-Parka, aus dem künstlich erzeugten Material existiert bereits.

Mehr Tiergespräche auf Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Das Netz der Madagaskar-Seidenspinne
Reißfester als Stahl, dehnbarer als Nylon
vom 08. August 2018
Moderatorin: 
Anna Kohn
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte