Das Leben kann grausam sein, bei Tinder zum Beispiel. Vor allem, wenn man ein eher durchschnittlich aussehender Mann ist - sagt einer, der es ausprobiert und erforscht hat: Ein Tinder-User namens Worst Online Dater.

Worst Online Dater ist ein amerikanischer Tinder-User, der nach eigenen Angaben zufälligerweise auch Sozioökonom ist. Er hat eine kleine, private Studie durchgeführt, in der er sich Tinder wie eine Volkswirtschaft angeschaut hat. Seine Ergebnisse hat er bei Medium veröffentlicht.

"Da ich keine Hot Dates abbekam, hatte ich eine Menge Zeit all die Berechnungen anzustellen damit Ihr das nicht tun müsst."
Worst Online Dater, www.medium.com

Worst Online Dater hat 27 Frauen befragt, wen sie warum bei Tinder cool finden. Deren Aussagen legen nahe, dass der Normalo-Mann sich beim Swipen eher eine schmerzvolle Zeigefinger-Steife zuzieht, als ein Date ergattert. Er muss nämlich 115 mal swipen, bis ihm auch nur eine Frau eine Tinder-Like gibt. Und zwar eine Normalo-Frau.

Warum der Markt für die Männer so klein ist

Laut Worst Online Dater kloppen sich 80 Prozent der Männer, das sind die eher normal aussehenden Jungs, um gerade mal 22 Prozent der Frauen bei Tinder. Das liegt daran: Die meisten Frauen, also die verbleibenden 78 Prozent, egal ob selber gutaussehend oder nicht, sind nur an den Top 20 Prozent der attraktivsten Männer interessiert. 

Und weil das so ungerecht erscheint, hat Worst Online Dater als Soziökonom diese Zahlen mal mit der Gerechtigkeit in den Volkswirtschaften der Welt verglichen. Ergebnis: Die Tinder Ökonomie zeichnet sich durch mehr Ungleichheit aus als 95 Prozent aller Volkswirtschaften der Welt. 

"Ungerechter als in der Tinder Ökonomie geht es nur in Angola, Haiti, Botswana, Namibia, Den Komoren, Süd Afrika, Äquatorial Guinea und den Seychellen zu."
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova

Diese DIY-Studie ist nicht repräsentativ, aber trotzdem interessant. Denn sie deckt sich mit einem weiteren Experiment der New York Times. Die haben herausgefunden, dass die Frauen bei Tinder gerade mal 14 Prozent der Männer liken. Dies liegt in einem sehr ähnlichen Bereich wie die Zahlen von Worst Online Dater. Der hatte eine Like-Rate von zwölf Prozent berechnet.

"Worst Online Dater übermittel in seinem Text eine ganz deutliche Botschaft an seine Mitmänner: Wenn du nicht super hot bist, verschwendest du bei Tinder deine Zeit."
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova

Rumgesprochen hat sich das scheinbar noch nicht. Tinder selbst veröffentlicht zwar keine Nutzerzahlen, wird aber auf mindestens 50 Millionen User geschätzt. Tinder ist auch die umsatzstärkste App im App Store, weil viele die Premium-Version für 10 bis 15 Euro monatlich nutzen und sie dadurch mehr Funktionen nutzen können. Eine Investition, die sich, wenn wir Worst Online Dater glauben, nur für gutaussehende Menschen lohnt.

Shownotes
Online-Dating
Tinder ist nix für den Normalo-Mann
vom 18. September 2017
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova