Keiner kannte Tröglitz in Sachsen-Anhalt. Dann trat der Bürgermeister zurück - weil Neonazis vor seinem Haus demonstrieren wollten. Es ging um die Unterbringung von Flüchtlingen. Die sollen bald kommen - auf einer Bürgerversammlung zeigt sich: Es geht ein Riss durch Tröglitz.
Eingeladen zur "Einwohnerfragestunde“ hatte der Landrat von der CDU. Gekommen waren etwa 500 Menschen, darunter auch NPD-Funktionäre. Auch der zurückgetretene Bürgermeister war dabei.
"Richtiges Pöbeln gab es nicht, die meisten Fragen waren aber sehr kritisch."
Die Fragen der Tröglitzer: Verfallen jetzt unsere Grundstückspreise? Sind wir noch sicher? Was machen wir, wenn die Flüchtlinge kriminell werden? Was, wenn sie die Scharia einführen wollen?
Der Landrat versuchte, die Zweifel zu zerstreuen. 40 Flüchtlinge werden in Tröglitz untergebracht, schon in den nächsten Wochen. Für sie werden zwölf Wohnungen hergerichtet, wie in dem Bild oben.
"Die Tröglitzer Bürger sind ebenso besorgt über das, was mit den Flüchtlingen auf sie zukommt, wie über den Ruf, den sich ihre Gemeinde bundesweit erworben hat."
Viele Tröglitzer Bürger wollen die Flüchtlinge auch willkommen heißen. Die Angebote bei der Versammlung reichten vom Kuchen backen bis zum Jobangebot. Der Pfarrer und der zurückgetretene Bürgermeister stellten die "Tröglitzer Erklärung" vor. Die soll für eine neue Willkommenskultur im Ort sorgen.
- Bürgerversammlung in Tröglitz: Die Rechten pöbeln, die Masse schweigt | Spiegel Online
- Großer Andrang bei Bürgerversammlung in Tröglitz | Mitteldeutscher Rundfunk