Bundeskanzlerin Merkel stellt sich gegen den Partei-Beschluss der CDU-Basis, die doppelte Staatsbürgerschaft abzuschaffen. Jurist Sükrü Uslucan hält die Debatte für polemisch und dem politischen Druck geschuldet, der durch die AfD auf der CDU lastet.
Sükrü Uslucan ist Rechtsanwalt und Fachmann für Ausländerrecht. Die Debatte, die Teile der Jungen Union und der CDU-Basis neu entfacht haben, hält er für polemisch. Es sei "ein bisschen Stimmungsmache", weil die CDU unter dem Druck durch die AfD und andere Gruppierungen stünde, sagt der Jurist.
"Das Argument der Loyalität, dass man nicht Diener zweier Staaten sein kann, ist völlig überholt."
Dass in Deutschland immer noch die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft Thema sei, überrascht ihn. In seiner Doktorarbeit hat der Jurist das Staatsbürgerschaftsrecht verschiedener Länder verglichen. Dabei stellte er fest, dass die Einbürgerung von Migranten in europäischen Staaten wie Frankreich und Holland aufgrund der Kolonialgeschichte lockerer gehandhabt würde, als in Ländern wie Österreich und Luxemburg, die in dieser Hinsicht konservativer seien.
Besonders in Großbritannien werden Staatsbürgerschaften recht zügig vergeben, wenn derjenige, der sie beantragt bereits im Land lebt. Und bei der Vergabe des britischen Passes werde auch "nie großartig danach gefragt, ob man die andere Staatsbürgerschaft beibehalten will, oder nicht", fand Sükrü Uslucan bei seinen Studien für die Doktorarbeit heraus.
"Man muss sich auch anschauen, wer eingebürgert wird. Die größte Gruppe sind die Türken. Bei den Türken ist es auch ein Problem, dass die derzeitige Situation in der Türkei auch immer mal wieder eine Rolle spielt, für das Integrationsrecht im weitesten Sinne."
Die Debatte in Deutschland ruft hingegen Trotz bei den Deutschtürken hervor. Denn, wenn man die Deutschtürken vor die Wahl stellt, eine der beiden Nationalitäten zu bevorzugen, würden sie sich öfter mal für die türkische entscheiden. Dass ist im emotionalen Bezug begründet, den sie zum Land ihrer Eltern oder Großeltern haben. Das habe aber nichts damit zu tun, dass sie der Türkei gegenüber loyaler eingestellt seien als Deutschland.
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