Bob Dylan will seinen Literatur-Nobelpreis nicht persönlich abholen. Ganz schön unhöflich. Dylan ist aber bei weitem nicht der einzige Musiker, der nicht weiß, wie man sich auf Preisverleihungen verhält. Oder verhalten sollte.
Es kann ja mal passieren, dass ein Künstler sich seinen Preis nicht selbst abholen kann. Das war auch schon beim Nobelpreis ein paar mal so, hatte da aber meistens gesundheitliche oder politische Gründe. Die "Kein Bock auf das Theater"-Haltung ist dann doch aber eher selten. Und bei anderen Preisverleihungen als dem Nobelpreis gehört rotziges Verhalten manchmal fast schon zum guten Ton: Ist schließlich alles Show.
"Skandale, Proteste und Über-Inszenierungen gehören zu Pop und damit auch zu Preisverleihungen dazu. Perfekter Ort, um Schlagzeilen zu machen."
Die Sängerin Adele hat bei den Brit Awards 2012 zum Beispiel für ordentlich Schlagzeilen gesorgt: Sie hat zwar ihren Preis entgegen genommen, aber dann beleidigt den Stinkefinger gezeigt, als die Technik ihr den Saft abgedreht hat. So ein ausgestreckter Mittelfinger ist nun keine große Sache - hat aber trotzdem für viel Aufregung gesorgt.
Adele ist mit ihrem Finger aber noch harmlos, da geht noch so viel mehr. Liam Gallagher von Oasis zum Beispiel. Dem wurde auch mal der Strom abgestellt, gerade als er "Fuck" maulen wollte - und danach schimpft er und schimpft und schimpft und am Ende landen Preis und Mikrofon im Publikum. Die ganz schlechte englische Art.
Die Skandälchen gehören zur Show
Die aktuelle Spitze der Preisverleihungs-Crasher ist Kanye West: Voriges Jahr bei der Grammy Verleihung, Beck hat gerade den Preis für das beste Album bekommen, da steht Kanye auf, stürmt auf die Bühne, Beck steht etwas hilflos da, sagt er bräuchte Hilfe, da ist West aber längst wieder weg. Zurück bleiben viele ratlose Gesichter - und ein Haufen Gesprächsstoff. "Preise ablehnen, nicht erscheinen, Nominierungen zurück weisen gehört zu solchen Preisen dazu", sagt DRadio-Wissen-Reporterin Ina Plodroch. "Ohne wäre es ja auch langweilig."