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Albi Roebke wird dann gerufen, wenn keiner hinschauen will. Zu Verkehrs-Unfällen, Suiziden und Katastrophen. Er begleitet Menschen in den schlimmsten Momenten ihres Lebens. Ein Job, der nur schwer zu beschreiben ist und in der Öffentlichkeit kaum vorkommt. Bei Sven Preger macht Albi Roebke eine Ausnahme und spricht.

Wie geht das? Wie ist man für Menschen da, die gerade ihren Partner oder ihr Kind verloren haben? Was sagt man? Wie hält man das selbst aus? Der Job des Notfall-Seelsorgers scheint vor allem Fragen aufzuwerfen. Albi Roebke hat Antworten darauf - für sich und uns. Eine davon: Es gibt keine schonende Art, solch schlechte Nachrichten zu überbringen.

"In dem Moment zerbricht für mein Gegenüber eine Welt. Das kann ich nicht schonend vermitteln."
Notfallseelsorger Albi Roebke

Das Gesetz schreibt vor, dass Todesnachrichten von der Polizei überbracht werden müssen. Albi Roebke wird in den Fällen dazu geholt, die als besonders schlimm gelten. Wobei sich das nach einer Art Leid-Hierarchie anhört, mit der sich Albi Roebke schwer tut. Er und seine Kollegen werden zum Beispiel geholt, wenn Kinder betroffen sind - als Opfer oder Überlebende. Ihre Aufgabe: Begleiten, da sein, halten und aushalten.

"Das Schlimmste ist es, allein gelassen zu werden."
Notfallseelsorger Albi Roebke

Zwei Ereignisse sind für die Notfallseelsorge auslösend gewesen, zumindest in Deutschland. 1998 das ICE-Unglück von Eschede und im Rheinland der Zugunfall am Brühler Bahnhof im Jahr 2000. Albi Roebke koordiniert die Einsätze der Notfallseelsorger in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis.

Albi Roebke bei DRadio Wissen
© DRadio Wissen

Einen Teil seiner Zeit verbringt Albi als evangelischer Gemeindepfarrer in Seelscheid, einem kleinen Ort ein paar Kilometer von Bonn entfernt. Notfallseelsorger ist er auch aufgrund seiner eigenen Familien-Geschichte geworden. Sein Bruder kam mit Down-Syndrom auf die Welt. Die Eltern entschieden sich dafür, ihn in der Familie zu behalten - in den 70er Jahren die Ausnahme. Albis Mutter, Christa Roebke, hat sich ein Leben lang für Inklusion eingesetzt. Seine Eltern haben Albi gezeigt, dass man Herausforderndes erlebt haben kann und sein Leben trotzdem auf die Kette kriegt. Dafür ist er ein gutes Beispiel.

"Begleitung ist für mich Kerngeschäft des Christentums."
Notfallseelsorger Albi Roebke

Im Mai 2015 sind seine Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Sein Bruder, der mit im Wagen saß, starb ein paar Tage später. Ein Notfallseelsorger ist nicht zu Albi gekommen. Heute Abend erzählt Albi Roebke von sich und seinem Job als Notfallseelsorger. Wie er sich von seinem Bruder verabschieden konnte, wie er die Sinnlosigkeit aushalten kann und warum der Tod nicht das letzte Wort hat.

Wir haben die Sendung vor ein paar Tagen aufgezeichnet. Der Sendetermin stand schon fest, bevor die Anschläge in Brüssel geschehen sind.

Wir freuen uns über eure Mails an mail@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Notfallseelsorger Albi Roebke
"Ich kann die Sinnlosigkeit aushalten"
vom 23. März 2016
Moderator: 
Sven Preger