In einer Schlachterei in Coesfeld gibt es zu viele Covid-19-Infektionen. Der Pressesprecher eines Konkurrenzunternehmens sieht seine ganze, gut kontrollierte Branche, zu Unrecht unter Verdacht.
Nach dem Corona-Ausbruch in einem Schlacht- und Zerlegebetrieb in Coesfeld mit mehr als 200 infizierten Arbeitern gibt es massive Kritik an den Zuständen in der Fabrik. Das Verwaltungsgericht Münster lehnte am Sonntag einen Eilantrag des Betriebs gegen die befristete Schließung ab.
André Vielstädte ist Pressesprecher der Tönnies Holding, eines Konkurrenten des Betriebs in Coesfeld. Tönnies ist einer der größten Schlachtbetriebe in Deutschland. Weltweit hat das Unternehmen im Jahr 2019 rund 20,8 Millionen Schweine verarbeitet und 440.000 Rinder. Mehr Infektionen entstünden eben dort, wo "Mitarbeiter entweder beengt arbeiten oder auch in engerem Wohnbedingungen leben", sagt er.
Ein Industriezweig unter Generalverdacht
André Vielstädte erinnert daran, dass die Ernährungs- und Fleischindustrie zu Beginn der Corona-Pandemie von der Politik aufgefordert wurde, weiterzuarbeiten, jetzt stelle die Politik diesen Industriezweig unter Generalverdacht, dabei mache seine Branche nichts anderes als das Dienstleistungsgewerbe, die Bauindustrie, und der Online-Versandhandel. Auch dort herrsche eine ähnliche Situation bei qualifizierten Mitarbeitern im Niedriglohnsektor.
"Das sind Einkommenssituationen, wo sie nicht im Einfamilienhaus wohnen, sondern wo sie sich gemeinsam mit drei, vier, fünf Kollegen eine Wohnung teilen."
Frühzeitig habe sein Unternehmen eine Krisenstelle Pandemie-Prävention eingerichtet und eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen:
- kontaktlose Fiebermessung mit Wärmebildkameras
- Pausenräume auseinandergezogen
- Clusterung der Mitarbeiter
- Steigerung der Desinfektionsmöglichkeiten über das Normale
Die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie würden detailliert und streng überprüft. Dort sehe er keine Schlupflöcher für Missbrauch, sagt der Pressesprecher der Tönnies Holding.
Weitere Tests angekündigt
Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Arbeiter in dem Betrieb des Konkurrenten in Coesfeld stieg bis zum Nachmittag des 10.05.2020 nach Angaben des Kreises auf 230 an. Die Ergebnisse weiterer Tests stehen noch aus. (Stand 11.05.2020) Bis zu 20.000 Mitarbeiter aller Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen sollen auf das Corona-Virus getestet werden.
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