Nicht nur für Omar hat sich alles verändert, seit er von Syrien nach Deutschland geflüchtet ist. Auch für Reporter Dominik Schottner, der Omar im Alltag unterstützt, ist jetzt vieles anders geworden.
Viele erste Male gab es für unseren Reporter Dominik Schottner, seitdem er den syrischen Flüchtling Omar 2015 kennengelernt hat. Zum ersten Mal hat er einen überfüllten arabischen Handyshop betreten, um Omar eine Sim-Karte zu besorgen. Er war mit Omar arabische Lebensmittel einkaufen, die zu Dominiks Erleichterung auch Omars Geschmackstest bestanden haben. Es war auch das erste Mal, dass Dominik ein Flüchtlingsheim betreten und mit Gleichaltrigen Syrern über Krieg gesprochen hat.
Omar hat nach seiner Ankunft in Deutschland sicherlich viel Neues entdeckt und dazugelernt. Genauso ging es aber auch Dominik. Beispielsweise wollte er der Frau von Omars Cousin Ali die Hand zur Begrüßung geben. Er bemerkte jedoch schnell, dass das in deren Kultur bisher nicht üblich ist.
Die Kultur des anderen kennenlernen
Außerdem gehört es in arabischen Ländern zum guten Ton, dass der Besuchte seinen Gast zum Auto bringt und dort wartet, bis dieser wegfährt. Das konnte Dominik anfangs nicht wissen und hat dann oft erst sein Navi eingestellt, etwas getrunken oder telefoniert, während Omar im T-Shirt neben dem Auto gewartet hat. Jedes Treffen mit Omar ist auch eine kulturelle Annäherung. Dabei lernen beide nicht nur etwas über den anderen, sondern bekommen auch eine neue Perspektive auf die eigenen Gewohnheiten und Sitten.
"Wen diese Fluchtgeschichten kalt lassen, der hat - meiner Meinung nach - das Herz einfach nicht am rechten Fleck."
Kürzlich hat Dominik zusammen mit seiner Freundin spontan einige Afghanen in seiner Wohnung aufgenommen. Sozusagen von einer Minute auf die andere, weil die Männer kurzfristig ihre alte Bleibe verlassen mussten. "Das geht dir im wahrsten Sinne des Wortes sehr nahe, wenn da einer in deiner Wohnung mitwohnt", sagt Dominik im Interview. Wenn er Omar nicht kennengelernt hätte, wäre er möglicherweise gar nicht offen dafür gewesen, so spontan seine Wohnung für andere Menschen zu öffnen.
"Oft denke ich, ihr Deppen, setzt euch doch mal auf einen Tee hin und lasst euch die Geschichten erzählen, dann würdet ihr euch die bescheuerten Parolen vielleicht einfach verkneifen."
Je mehr er sich mit Omar und der Flüchtlingsproblematik befasst, je mehr er über die verheerenden Zustände der Länder erfährt, aus denen die Menschen geflüchtet sind, desto mehr ärgern Dominik die unreflektierten Unterstellungen von Menschen, die glauben, dass diese Menschen nur wegen des Geldes nach Deutschland gekommen sind. Dabei begeben sie sich durch die Flucht auf eine lebensgefährliche Reise, um die Kriegszustände in ihrem Land hinter sich zu lassen.