Vom "Bayern-Bonus" hört man gern von Fans der unterlegenen Mannschaft, wenn "mal wieder" ein Schiedsrichter eine falsche Entscheidung zu Gunsten von Bayern München gegeben hat. Eine Studie beweist jetzt: Den Bonus, den man bisher als bierseeliges Gerede enttäuschter Bayern-Gegner abgetan hat, gibt es tatsächlich.

Am Samstag hat Bayern München mit 3:0 gegen Schalke 04 gewonnen. Wen wundert’s. Bayern ist als Favorit ins Spiel gegangen - weil sie eben meistens als Favorit ins Spiel gehen. Bayerns Siegesserien haben aber nicht nur mit guten Spielern oder schlauen Trainern zu tun.

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Für eine Studie der Frankfurt School of Finance and Management hat sich der Volkswirtschaftsprofessor Eberhard Feess einen Datensatz aus der Bundesliga-Datenbank schicken lassen, mit Schiedsrichter-Entscheidungen von über 4000 Erstliga-Spielen aus den letzten 15 Jahren.

Tore, die keine waren

Die Entscheidungen sind in drei Kategorieren eingeteilt: richtig, strittig und falsch. Feess hat sich mit den falschen Entscheidungen beschäftigt, etwa mit 200 Toren, die nicht gegeben wurden, obwohl der Ball hinter der Torlinie gewesen ist. Zum Beispiel, weil fälschlicherweise vorher Abseits gepfiffen wurde. Oder mit Elfmeter-Entscheidungen, die hätten gegeben werden müssen, aber nicht gegeben wurden. Bei Eintracht Braunschweig sei etwa - im Verhältnis zu Bayern München - die Wahrscheinlichkeit, dass dem Team ein berechtigter Elfer nicht gegeben wird, deutlich höher, so Feess.

"Mannschaften mit niedrigem Status werden deutlich benachteiligt im Durchschnitt."
Eberhard Feess, Volkswirtschaftsprofessor

Falsche Elfmeter

In den letzten 15 Jahren waren es 666 Elfmeter, die in der ersten Liga hätten gepfiffen werden müssen, aber nicht wurden. Und fast 1300 Entscheidungen sind immerhin strittig. Und wenn dann eine Mannschaft mit hohem Status gegen eine mit niedrigerem Status spielt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Schiedsrichter im Zweifel für die Mannschaft mit hohem Status entscheidet. Generell profitieren davon alle Mannschaften mit einem besseren Image.

Bei den Bayern explodiert der Effekt förmlich

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein nicht gegebener Elfer gegen die Bayern eine Fehlentscheidung war, wenn die Bayern gegen eine Mannschaft mit geringerem Status spielen, ist drei Mal so hoch wie im statistischen Mittel. Da kann man schon ziemlich eindeutig von einem Bayern-Bonus sprechen, sagt Feess. Das liege vor allem daran, dass Schiedsrichter auch Menschen sind und - auch wenn sie neutral sein sollten - bestimmte Tendenzen mit sich herumtragen

"Man neigt dazu, Individuen oder Institutionen mit hohem Status überzubewerten. Wir vermuten aber nicht, dass das mit Absicht geschieht."
Eberhard Feess

Solche Tendenzen verstärken sich übrigens, wenn die Mannschafft mit dem höheren Status im eigenen Stadion spielt. Damit hat die Studie auch den Heimvorteil nachgewiesen (was allerdings auch vorher schon mal wissenschaftlich bewiesen wurde).

Und wie geht man jetzt damit um?

Für Eberhardt Feess ist der erste wichtig Schritt, dass man offen darüber spricht, dass es diesen Effekt gibt. Je stärker man sich das bewusst mache, desto besser sei die Chance, ihn zu verhindern. Feess hat aber auch weitergehende Vorschläge.

"Man sollte Mannschaften ermöglichen, das Spiel zu unterbrechen, um den Videobeweis hinzuziehen."
Eberhard Feess

Eine weitere Fußball-These widerlegt die Studie auch: "Das gleicht sich am Ende alles wieder aus." Die Statistik sagt: Nein, tut es nicht.

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Shownotes
Fussball
Kein Witz: Der Bayern-Bonus
vom 18. April 2016
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Sebastian Sonntag, DRadio Wissen