Auch für Smartphones gibt es Spiele, und zwar "richtig gute", findet unser Game-Experte Thomas Ruscher. Er hat ein paar besonders gelungene aus dem App-Store und aus dem Google-Playstore ausgesucht.

Deutschlandfunk-Nova-Games-Experte Thomas Ruscher hat "Polarized!" gespielt, das vor wenigen Wochen den Deutschen Computerspielpreis als bestes mobiles Spiel abgeräumt hat. "Und es ist tatsächlich auch eine besondere Art von Spiel, weil es anders ist als die ganzen Blockbuster-Hits wie Fortnite, Call of Duty oder der nächste Fifa-Teil."

"Man muss dem Gedächtnis dieser ominösen Person auf die Sprünge helfen."
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

"Polarized!" startet sofort, nachdem man es heruntergeladen hat. Es gibt keine Spielfigur, sondern wir sind Teil des Spiels – egal, wo wir uns gerade befinden. Es geht darum einer Person zu helfen, die ihre Erinnerung verloren hat. Wir bekommen Aufgaben und müssen bestimmte Objekte oder Farben fotografieren, die der Person weiterhelfen.

"Ich brauche ein Bild, zu dem mir was einfällt, das richtige Motiv. Etwas, das mich an damals erinnert."
Stimme in "Polarized!"

Spieleentwickler Marcel André Casasola Merkle hat das Spiel mit seinem Team, den Coding Monkeys, entwickelt. Er wollte mit "Polarized!" ausreizen, was mit so einem Smartphone möglich ist. Bei dem Spiel dreht sich alles ums Fotografieren.

So ganz brillant ist die Künstliche Intelligenz allerdings noch nicht, man kann sie nämlich austricksen, hat Thomas festgestellt: "In einer Stelle im Spiel soll man einen Stiefel fotografieren. Na ja, ich saß gerade echt faul im Wohnzimmer, also habe ich meinen Fuß fotografiert. Das hat nach zwei, drei Versuchen auch geklappt. Oder was auch geht: Man kann den Stiefel oder andere Gegenstände einfach auf ein Blatt Papier zeichnen, das wird im Game dann auch akzeptiert."

Die meisten spielen Free-to-Play-Games

Kurz nachdem Marcel André Casasola Merkle den Deutschen Computerspielpreis mit "Polarized!" gewonnen hatte, hat er bereits sein nächstes Spiel veröffentlicht. Es ist etwas teurer als "Polarized!" (2 Euro) und heißt "Cards" (3,50 Euro), ebenfalls eine Handygame.

Polaroids aus dem Spiel "Polarized!"
© Polarized!

Mehr als zwei Milliarden Euro für Gaming-Apps

2020 haben die Menschen in Deutschland 2,275 Milliarden Euro für Gaming-Apps ausgegeben. Aber: Nur elf Millionen Euro davon, 0,4 Prozent, wurden für neue Bezahl-Spiele wie "Cards" oder "Polarized!" ausgegeben. Der Rest, etwa 99,6 Prozent, ging für In-App-Käufe in Free-to-Play-Games drauf. Also für Erweiterungen, die man kaufen kann, wenn eine Gratis-Spiel langsam, langweilig oder zu schwierig wird.

"Polytopia ist sozusagen die Zwischendurch-Variante von Civilization."
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Unser Reporter Thomas Ruscher geht davon aus, dass – obwohl es wirklich gute Überraschungen gibt – der Markt für Smartphone Games, die kosten, keine große Zukunft hat. Und dennoch, sagt er: "Es gibt durchaus einzelne Hoffnungsschimmer und immer wieder Handy-Games, die trotz allem richtig erfolgreich und richtig gut sind." Zum Beispiel gehört dazu auch "The Battle of Polytopia", eine Art Mini-Civilization fürs Handy. Ein Strategiespiel, in dem man seinen Stamm aus der Steinzeit bis ins Weltall führt und dabei nach und nach die Welt erobert.

Polytopia läuft seit vier Jahren

Das Spiel ist 2016 rausgekommen – und kostet erstmal nichts, ist also auch ein Free-to-Play-Game. Mit vier von insgesamt 16 Völkern darf man spielen wie man will. Die übrigen Völker muss man dann allerdings kaufen, für 1 bis 3 Euro, je nach Volk.

"Das finde ich sehr fair", sagt Thomas Ruscher, "man kann stundenlang Polytopia spielen, ohne nur einen Euro auszugeben – oder man kauft sich nach und nach mehr Spielvölker und macht sich das Game immer größer". Durch dieses Verdienst-Modell wird das Spiel seit mehr als vier Jahren am Leben gehalten und bekommt immer wieder neue Updates. So kann es also auch funktionieren.

Shownotes
Zocken unterwegs
Games fürs Smartphone sind manchmal richtig gut
vom 02. Mai 2021
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk Nova