Massenhaft Gemüse wächst auf Substraten. Die werden wiederum oft aus Torf gemacht. Warum das ein Problem ist und wie er es mit Moosen lösen möchte, erklärt der Moorkundler Hans Joosten.

Gemüse vom Feld ist – gemessen an der Gesamtmenge – eigentlich eher die Ausnahme. Das zeigt auch ein Blick auf die Einfuhrstatistik. In 2019 sind insgesamt rund 14,9 Millionen Tonnen Obst und Gemüse nach Deutschland eingeführt worden. Rund zwei Millionen Tonnen Gemüse kamen 2019 aus Spanien und den Niederlanden, aus Ländern also, die für ihre riesigen Gewächshäuser bekannt sind.

Das weitaus meiste Gemüse wird auf Plantagen angebaut und wächst auf Substrat, auch Kultursubstrat genannt. Dieser Nährboden ist in der Regel torfhaltig. Torf ist allerdings ein Material, das nur begrenzt zur Verfügung steht und dessen Abbau in der Regel Naturmoorflächen verringert.

Moore als Co2-Speicher

Die Torfproblematik ist auch von Gartenerde bekannt, auch die ist oft torfhaltig. Allein in Deutschland ist der Torfverbrauch für den Gemüseanbau beachtlich. Hans Joosten sagt: "Dafür verwenden wir in Deutschland acht Millionen Kubikmeter Torf pro Jahr."

"Unsere Gemüse werden heutzutage auf Substraten gezüchtet und die bestehen zu fast 90 Prozent oder mehr aus fossilen Torfen. Das ist klimaschädlich."

Der Schaden für das Klima entsteht deswegen, weil in Torfen Treibhausgase gebunden sind. Schätzungsweise 30 Prozent des weltweit erdgebundenen Kohlenstoffs liegen in Mooren, obwohl diese nur drei Prozent der Landmasse bedecken.

Moose als Torfersatz

Hans Joosten sagt: "Die meisten Pflanzen geben das CO2 wieder ab, wenn sie verrotten. In Mooren wird mehr Biomasse produziert, als abgebaut wird." Hans Joosten arbeitet deswegen daran Moosarten zu finden und zu züchten, die Torf ersetzen können.

"Torf besteht größtenteils aus Torfmoosresten, und deshalb ist bei uns die Idee aufgekommen, diese Torfmoose anzubauen, die doch eine ähnliche Struktur habe wie fossiler Torf."

Dafür sammeln er und sein Team vor allem in Europa und ein wenig auch in Asien die produktivsten Torfmoosarten. Dabei kommt es vor allem auf die Schnelligkeit des Wachstums an. Nur Arten, die rasch wachsen, kommen für den massenhaften quasi-agrarindustriellen Anbau in Frage.

"Wir zielen darauf ab, die besten, die hochwertigsten, die produktivsten Torfmoosarten zu finden. Für den kommerziellen Anbau ist natürlich relevant: Wie schnell wächst das Zeug."

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Shownotes
Gemüseproduktion
Moos statt Torf – das ist der Plan
vom 05. Oktober 2020
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Hans Joosten, Arbeitsgruppenleiter Moorkunde und Paläoökologie, Universität Greifswald