Erneut sind Tankschiffe im Golf angegriffen worden - diesmal schwer. Iran und USA weisen sich gegenseitig die Schuld zu. Auch ein Video kann die Sache nicht aufklären.

In der Straße von Hormus sind am 13.06.2019 zwei Öltanker angegriffen worden. Die Schiffe wurden von schweren Explosionen erschüttert und brannten teilweise aus. Die genaue Art des Angriffs ist noch nicht geklärt.

Laut eines Sprechers des Tankschiffindustrieverbands Intertanko werden 30 Prozent der weltweiten Rohölproduktion auf dem Seeweg durch diese Meerenge transportiert. Die sichere Passage hat für den internationalen Handel große Bedeutung, entsprechend wichtig ist sie aus militärstrategischer Sicht.

Video lässt Interpretationsspielraum

US-Außenminister Mike Pompeo und Saudi-Arabien beschuldigen offen den Iran, für die Attacken verantwortlich zu sein. Bereits im Mai gab es vergleichbare Vorfälle von geringerem Ausmaß mit vier Tankschiffen. Der Iran streitet ab, für den Angriff verantwortlich zu sein und spricht von Kriegshetze. Möglicherweise steckten die USA selbst hinter den Explosionen, so die iranische Seite.

Inzwischen veröffentlichte das US-Central-Command ein Video, das nach US-Angaben zeigt, wie iranische Einheiten von einem Boot aus eine Mine von einem der Tanker entfernen. Diese Mine, so die US-Interpretation, sei nicht explodiert und entfernt worden, um die iranische Urheberschaft des Angriffs zu verschleiern. Die Gegentheorie ist, dass hier Akteure unter falscher Flagge Iran die Schuld zuschieben möchten, sagt der Politikwissenschaftler Cornelius Adebahr von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.

"Jetzt gilt es zu überprüfen: Was ist die Herkunft dieses Videos? Es ist plausibel, aber es ist kein Beweis."
Cornelius Adebahr, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik

Seit sich 2018 US-Präsident Trumps Ausstieg aus dem Atomabkommen mit Iran abzeichnet, hat sich das Verhältnis der beiden Länder zueinander drastisch verschlechtert. Vereinbartes Ziel des Abkommens war es, die Handelsbeschränkungen gegenüber Iran abzubauen.

Iran sollte im Gegenzug auf die Produktion von Atomwaffen verzichten. Im April 2019 hat Donald Trump die Sanktionen gegen Iran noch verschärft mit dem Ziel die iranischen Ölexporte völlig zu unterbinden. Cornelius Adebahr vermutet, dass zwar Gespräche zwischen den USA und Iran auf der höchsten diplomatischen Ebene ausgeschlossen sind. Grundsätzlich sei ein inoffizieller Dialog weiterhin denkbar.

"Was man sich vorstellen kann - hinter verschlossenen Türen - ist, dass es Gespräche zwischen iranischen und amerikanischen Offiziellen gibt."
Cornelius Adebahr, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik

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Shownotes
Gewalt in der Golfregion
Angriff auf Tanker im Golf von Oman
vom 14. Juni 2019
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Cornelius Adebahr, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik