Ghoster sind netter als wir denken: Das zumindest zeigt ein Experiment in den USA. Ghosting bleibt dennoch fies und für die Opfer teils sehr belastend. Aber es ist gut, die Motive der Ghoster besser zu verstehen.
Wenn Freund*innen oder auch Partner*innen geistergleich aus dem Leben verschwinden, wird das als Ghosting bezeichnet. Nach dem plötzlichen Abbruch verweigern die Personen jeglichen Kontakt. Für die Person, die geghostet wird, bleiben dann viele offene Fragen und häufig auch eine persönliche Kränkung.
Motive beim Ghosting
Zwei US-Forschende haben die Motive für Ghosting anhand von Experimenten untersucht. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass Ghoster nicht zwangsläufig einfach "nur" egoistisch sind. Grundsätzlich lassen sich zwei Gründe nennen, warum Menschen andere ghosten.
- Selbstbezogene Motive: Das heißt, die Person bricht den Kontakt ab, weil sie sich selbst unangenehme Gefühle ersparen will. Das ist dann eher egoistisch.
- Fremdbezogene Motive: Der Ghoster sagt lieber nichts, um die Gefühle der anderen Person weniger zu verletzen.
Das Forscherduo hat festgestellt, dass fremdbezogene Motive häufiger ein Grund für Ghosting sind als bislang angenommen. "Ghoster machen sich 'nettere' Gedanken um die Gefühle der anderen Person als man denken würde", sagt unsere Reporterin Verena Fücker.
Das Ergebnis bezieht sich auf Ghosting beim Dating, genauso auf Beziehungen innerhalb der Familie oder auch unter Freund*innen und Kolleg*innen.
"Die Leute, die geghostet werden, wissen ja nicht intuitiv, was der Grund für das Ghosting ist."
Doch die Motivlage bleibt für die Person, die geghostet wird, unklar. Sie wissen nicht, ob der Ghoster ihre Gefühle nicht verletzen wollte oder sich einfach nur selbst schützen wollte. Sie vermissen Wertschätzung und den persönlichen Respekt, wenn keine Klärung möglich ist.
Mut aufbringen für eine Klärung
Aber die Person, die ghostet, ist vielleicht auch einfach unsicher, das Ende der Freundschaft oder Beziehung "gut" und "richtig" zu kommunizieren. Möglicherweise verbunden mit dem Gedanken, die andere Person nicht verletzen zu wollen.
"Das kann helfen, mit dem fehlenden klärenden Gespräch besser umzugehen."
Das US-Forscherteam schlägt deshalb vor, dass sich die Ghoster mehr in die Situation von jenen reinversetzen, die geghostet werden, so Verena Fücker. "Und andersrum: Wenn man weiß, dass Menschen, die ghosten, sich viel mehr Sorgen machen und eine Art 'nette' Intention haben, kann das helfen, mit dem fehlenden klärenden Gespräch besser umzugehen."
Dennoch: Am besten ist es, sich klar zu werden, warum wir eine Person nicht mehr treffen wollen. Liegt es daran, dass wir wenig Zeit haben? Passen die Interessen nicht mehr? "Und das sollte man der Person auch so sagen – mit Wertschätzung, aber trotzdem eine Absage erteilen", sagt Verena Fücker.