Am 15. Februar werden die Grammys verliehen. In der Kategorie Weltmusik ist die Gefängnisband "Zomba Prison Project" nominiert. Das ist verrückt.
Die Bandmitglieder vom Zomba Prison Project hatten vorher nichts mit Musik zu tun, sie haben alles im Gefängnis gelernt. Inzwischen haben die Häftlinge ein Album mit 20 Songs draußen und können auf den begehrtesten Musikpreis der Welt hoffen. Was an dem Album "I Have No Everything Here" so beeindruckend ist, sind die Themen. Die Tracks heißen "Please, Don't Kill My Child", "I See The Whole World Dying Of Aids" oder "I Kill No More".
Die Gefangenen sitzen unter schlimmsten Bedingungen teilweise lebenslänglich und unschuldig in diesem Zomba-Gefängnis, sagt unser Korrespondent Johannes Pätzold. Verurteilt wurden sie beispielsweise für Homosexualität, Hexerei, aber auch Überfälle und Mord. Malawi ist eins der ärmsten Länder der Welt und die Texte der Lieder reflektieren das.
"Diese Nähe zwischen Song-Performance und selbsterlebtem Lebensdrama merkt man den Songs an."
Natürlich steckt hinter diesem Phänomen ein gewisses Kalkül. Das Zomba Prison Project wird vom Briten Ian Brennan produziert. Der ist im Musikbusiness kein Unbekannter, er hat schon einen Grammy gewonnen und viele außergewöhnliche Bands entdeckt. Zusammen mit seiner Frau hatte er sich jetzt in den Kopf gesetzt, in diesem Gefängnis ein Album aufzunehmen. Das hat ihn Überzeugungskraft gekostet. Mehr als hundert Briefe musste er dafür mit der Gefängnisleitung schreiben.
Das Album wurde neben einer Zimmerei aufgenommen
Ian Brennan hat das Album unter sehr schwierigen Bedingungen in zehn Tagen aufgenommen. In Ruhe zu Arbeiten war nicht möglich - die Aufnahmen fanden direkt neben einer Zimmerei und einer Autowerkstatt statt.
Ob das Album wirklich Chancen hat, den Grammy zu bekommen, ist schwer zu sagen. Es ist das erste Mal, dass ein Album aus Malawi nominiert worden ist. Viele hoffen natürlich auf die große Sensation, die vielleicht auch ein bisschen inszeniert ist. Eines ist aber sicher: Bei der Grammy-Verleihung in Los Angeles wird keines der Bandmitglieder dabei sein. Umsonst war das Projekt trotzdem nicht: Viele Verfahren der Häftlinge wurden inzwischen neu aufgerollt. Drei sind sogar inzwischen schon wieder freigelassen worden.