Hanna Hribar ist eine queere Autorin aus München. In ihren Büchern möchte sie queere Lebenswirklichkeiten abbilden – und nicht nur Geschichten schreiben, die sich um Coming-outs drehen. Bei den Leserinnen und Lesern kommt das sehr gut an.
Coming-Out-Geschichten seien "natürlich auch superwichtig", sagt Hanna Hribar. Als klassisches Beispiel nennt sie den Film "Love, Simon". Das sei zwar "eine süße Geschichte" – sie sei aber eben eher für straighte Leute gemacht, die sich damit "vielleicht sogar zu einem gewissen Grad noch identifizieren können".
"In unserem Leben als queere Leute geht es auch noch um mehr als nur das Coming-out."
"Es wäre doch einfach mal schön, einen Film zu sehen, in dem jemand nicht straight ist – aber es geht nicht darum", findet Hanna. Was ihr fehlt, sind queere Geschichten, die um mehr gehen als einfach nur das Coming-out. Deshalb schreibt sie sie selbst – und zwar mit großem Erfolg: Sieben Bücher hat die 21-Jährige bisher veröffentlicht, und zwar über die Onlineplattform Wattpad, auf der Autorinnen und Autoren Texte kostenlos veröffentlichen können.
Fast eine Million Abrufe
Ihr erstes Buch "Save me, Romeo" habe sie eigentlich nur für sich selbst geschrieben, hat uns Hanna erzählt – damit habe sie auch Themen wie sexuelle Gewalt selbst verarbeitet. Sie hat es kapitelweise auf Wattpad veröffentlicht. Bei Kapitel 30 ungefähr habe es dann die ersten Leserinnen und Leser gegeben. Da sei sie schon mit hundert Lesenden am Tag "komplett überfordert und sehr erstaunt" gewesen, dass Leute das lesen wollen.
"Ich kriege am Tag zwischen 500 und 1000 Kommentare. Das kann dann schon überfordern, weil ich es als meine Pflicht sehe, die durchzugehen und zu schauen, ob homophobe, rassistische oder anders problematische Kommentare auftauchen."
Als es dann in die Tausende ging, war sie "komplett von den Socken". Heute liegen die Abrufe bei fast einer Million. 500 bis 1000 Kommentare bekommt sie auf der Plattform täglich. Das überfordert sie auch manchmal, sagt Hanna.
Stories über mehr als nur das Coming-out
Ihre Themen sind vielseitig: Ihr neuestes Buch, das sie gerade erst fertig geschrieben hat, beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Thema Abusive Relationship, also häusliche Gewalt in queeren Beziehungen. Denn es sei keinesfalls so, dass – wenn man einmal Mister oder Mrs. Right gefunden hat – ab diesem Moment alles nur noch cool und frei und schön ist.
Natürlich gebe es auch queere toxische Beziehungen. Queere Menschen erleben ganz normal blöde Sachen, sowie auch straighte Leute blöde Sachen erleben, sagt Hanna. Letztlich seien wir alle gleich.
"Natürlich gibt es auch queere toxische Beziehungen."
Auch historische Themen spielen bei Hanna eine Rolle: In einem ihrer Bücher geht es etwa um die Konversionstherapien Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Erst 2020 hat der Bundestag sämtliche dieser Therapien verboten und unter Strafe gestellt.
Auf Identitätssuche
Viele ihrer Charaktere sind auf Identitätssuche – genauso wie sie selbst, sagt Hanna. Sie mag keine "Labels". Lange Zeit habe sie sich als bisexuell identifiziert, dann aber für sich gemerkt, dass das irgendwie nicht der "Titel" ist, der passt.
"Inzwischen identifiziere ich mich nur noch als queer. Meine Identitätsfindung ist noch nicht abgeschlossen."
Ihre Identitätsfindung sei noch nicht abgeschlossen. "Inzwischen identifiziere ich mich nur noch als queer", sagt Hanna, und spricht das in ihren Geschichten auch an. Über die Figuren könne sie sich immer auch auf Gedankenexperimente einlassen und dazulernen: Ach, so könnte das passieren, so könnte das aussehen.