Haushühner gibt weniger lange als bisher angenommen. Das haben zwei Forschungsteams jetzt herausgefunden. Als die Hühner vor Tausenden von Jahren nach Europa kamen, waren sie ein Statussymbol und wurden verehrt – nicht gegessen.

Mehr als 70 Milliarden Hühner gibt es weltweit. In der Vergangenheit sind Forschende davon ausgegangen, dass es die ersten Haushühner vor etwa 10.000 Jahren gab. Zwei neue Studien machen das Tier jetzt jünger: Danach soll es erst vor rund 3.500 Jahren erste Hühner gegeben haben, die domestiziert waren.

Hühner und Menschen leben also seit ungefähr 1650 bis 1250 vor Christus zusammen. Die ersten domestizierten Exemplare von ihnen gab es im heutigen Thailand, in Europa wurde das Huhn viel später zum Haus- und Nutztier.

Zu dem Ergebnis kommen eine Forschungsgruppe aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien und ein weiteres Team mit britischen Forschenden in ihren jeweiligen Studien.

Kleine Knochen schwer identifizierbar

Dafür haben sich die Forschenden die Ergebnisse von insgesamt rund 600 Fundstätten in 89 Ländern noch einmal angesehen. Viele der Knochenfunde wurden laut der Wissenschaftler*innen vorher falsch identifiziert. Oft waren es die Knochen von Enten oder Fasanen, die als Hühnerknochen ausgemacht wurden. Das passiert nicht selten, weil sich die Knochen von Haushühnern kaum von Wildformen oder anderem Geflügel unterscheiden lassen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Britta Wagner.

"Hühner sind archäologisch gesehen ziemlich tricky. Wenn man ihre kleinen Knochen überhaupt findet, lassen sich Haushühner oft kaum von Wildformen oder anderem Geflügel unterscheiden."
Britta Wagner, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Knochen falsch datiert

Wenn sie sich überhaupt finden lassen. Die kleinen Hühnerknochen verrutschen oft wortwörtlich in den Bodenschichten. Die Folge: Sie werden auf eine andere Zeit datiert. Das zeigt die Studie der britischen Forschenden. Hierfür hat das Wissenschaftsteam 23 Knochenfunde mit der Radiokarbonmethode datiert. Das Ergebnis: Drei Viertel der Hühnerknochen waren viel jünger als zuvor vermutet.

Durch Reisanbau beim Menschen

Die Forschenden gehen davon aus, dass der Reisanbau das Huhn damals zum Menschen brachte. Die heutigen Haushühner stammen vom wildem Bankivahuhn ab. Weil das Huhn den Reis wollte, hat es sich den Menschen angenähert. Nachdem die Menschen es dort vor 3.500 Jahren domestiziert haben und sich der Reisanbau weiter ausgebreitet hat, kam das Huhn in anderen Teilen der Welt an.

Hühner als Statussymbol

In Südeuropa gehen die ersten belegten Knochenfunde auf die Jahre ab 800 vor Christus zurück. Also rund ein halbes Jahrtausend später als die Funde im heutigen Thailand. Und mit den Römern wurde aus dem Huhn ein Nutztier.

Davor galt das Tier als eine Art Statussymbol: Sie wurden nicht gegessen, sondern vielmehr verehrt. Das zeigen Funde aus Großbritannien. Demnach wurden wichtige Persönlichkeiten mit einem Huhn beerdigt. Männer mit einem Hahn und Frauen mit einer Henne.

Shownotes
Archäologie
Wie das Huhn zum Menschen kam
vom 07. Juni 2022
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartnerin: 
Britta Wagner, Deutschlandfunk Nova