Das nordafrikanische Land braucht einen neuen Präsidenten – und vor allem endlich Ruhe und Stabilität.
Die Ägypter suchen einen neuen Präsidenten. Schon zum zweiten Mal seit dem Sturz von Hosni Mubarak 2011. Im vergangenen Jahr hat das Militär Mohamed Mursi abgesetzt. Seitdem ist in Ägypten eine Übergangsregierung am Werk. Jetzt also der zweite Versuch: Zwei Tage lang wird in dem nordafrikanischen Land gewählt. Das Angebot an Kandidaten ist relativ übersichtlich: der ehemalige Verteidigungschef und ein linker Politiker.
Für unseren Korrespondenten Björn Blaschke war es schon eine Überraschung, dass überhaupt zwei Kandidaten angetreten sind. Der Grund: Der ehemalige Verteidigungsminister Abdel Fattah Sisi sei so populär, dass er in den Medien von Zeit zurzeit schon jetzt mit "Herr Präsident" angesprochen werde. Allerdings müsse der Gegenkandidat Hamdin Sabahi durchaus ernst genommen werden. Bei der Wahl im Jahr 2012 hat er mehr als 20 Prozent der Stimmen geholt. Eine wirkliche Chance auf das Präsidentenamt habe er aber trotzdem nicht, sagt Björn Blaschke. Der Grund: Abdel Fattah Sisi sei der derjenige, der den Sturz von Mohamed Mursi offiziell bekannt gegeben habe. Seidem gilt er in Ägypten als Held.
"Der eine ist Linkspopulist, der andere ist einfach populär."
In Deutschland wird vor allem Muris herausgehobene Stellung beim Militär argwöhnisch beäugt. In Ägypten habe das Militär allerdings einen ganz anderen Stellenwert, sagt Björn Blaschke. Jeder Bürger gehe zur Armee, es sei eine Ehre dem Vaterland zu dienen. Das Militär habe also eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe. Außerdem sei es die starke Kraft, die dafür gesorgt habe, dass es in Ägypten wieder eine gewisse Stabilität gebe, nach zweieinhalb Jahren Chaos nach dem Sturz Hosni Mubaraks. In dieser Zeit habe es niemanden gegeben, der für Sicherheit gesorgt habe. Ein Rolle, die jetzt Abdel Fattah Sisi einnehme.
Klar ist: Der Job des nächsten Präsidenten wird unglaublich schwer. Die Wirtschaft ist zusammmengebrochen, dazu kommen eine Energie- und eine Wasserkrise. Die Touristen bleiben aus, die Devisen sind aufgebraucht. Außerdem sei die politische Lage instabil, Ägypten werde von Terrorismus und Korruption erschüttert, erzählt Björn Blaschke. Sisis Plan für seine Amtszeit: ein Programm mit dem Namen "Vision für Ägypten". 140 Milliarden Dollar will er investieren, will neue Städte und Zentren errichten. Am Suezkanal soll eine große Wirtschaftszone entstehen. Das Ziel: Möglichst viele Ägypter sollen endlich wieder in Lohn und Arbeit kommen.
Ist das realistisch? Wenn Sisi es nicht schaffe, wer wolle es sonst schaffen, anwortet Björn Blaschke. Immerhin habe er schon angekündigt, dass alle Ägypter in den kommenden zwei Jahren den Gürtel enger schnallen müssten.