Der Geophysiker Marco Bohnhoff erklärt, wie Erdbeben, Energiewende und Klimawandel zusammenhängen. Erdbeben können für uns eine große Bedrohung sein. Aber nicht alle Erdbeben sind schicksalhafte Naturphänomene. Auch wir Menschen verursachen welche.
Das katastrophale Beben im Osten der Türkei und Nordsyrien 2023 kostete rund 60.000 Menschen das Leben, fast 39.000 Häuser wurden zerstört, hunderttausende Menschen waren von den Erdstößen betroffen, viele von ihnen sind es bis heute.
Höheres Erdbebenrisiko durch menschliche Eingriffe
Dieses Erdbeben wurde durch die Reibung zwischen Erdplatten verursacht, bei der sich Energie aufstaut, die dann schlagartig freigesetzt wird. Aber nicht alle Erdbeben sind rein natürlichen Ursprungs.
"Der menschengemachte Klimawandel wird weltweit zu mehr und teils sogar stärkeren Erdbeben führen."
Zum Beispiel führt der menschengemachte Klimawandel zum Abschmelzen von Festlandeis, so wie auf dem Artikelbild oben in Grönland. Dadurch steigt der Meeresspiegel. Das erhöht auch das Erdbebenrisiko in Meeren und vor allem Küstenregionen, denn mehr Wasser bedeutet auch mehr Gewicht und damit mehr Druck auf den Boden. Und auch Extremwetter-Ereignisse wie Stürme können Druckänderungen verursachen.
"Bereits Meeresspiegelschwankungen von nur wenigen Dezimetern reichen aus, um Erdbeben auszulösen."
Neben klimatischen Veränderungen können auch Rohstoffabbau zu Erdbeben führen - etwa Salz- oder Kohlebergbau oder Ölförderung - oder das Abpumpen oder Aufstauen von Wasser. Unter anderem. Für all das kennt Marco Bohnhoff Beispiele - auch vor unserer eigenen Haustür.
Der Vortragende
Marco Bohnhoff ist Leiter der Sektion "Geomechanik und Wissenschaftliches Bohren" am Deutschen Geoforschungszentrum GFZ Potsdam und Professor für Experimentelle- und Bohrlochseismologie an der Freien Universität Berlin. In seiner Forschungsarbeit beschäftigt er sich unter anderem schwerpunktmäßig mit induzierter Seismizität, also dem Auftreten von Erdbeben durch menschliche Eingriffe in den geologischen Untergrund.
Marco Bohnhoff ist und war an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligt – unter anderem ist er Initiator und Leiter des bohrlochgestützten Observatoriums GONAF im Raum Istanbul und arbeitet mit an Forschungs-Bohrprojekten wie etwa am Koyna-Staudamm in Indien oder in den italienischen Apenninen.
Live @ Silbersalz-Festival
Seinen Vortrag zu den geophysikalischen Zusammenhängen von Erdbeben, Energiewende und Klimawandel hat Marco Bohnhoff als Hörsaal-Live-Podcast am 1. November 2024 beim Silbersalz Science & Media Festival in Halle (Saale) gehalten.
Das Festival fand dieses Jahr zum siebten Mal statt. Neben Live-Podcasts und Talks gibt es dort jedes Jahr auch Filme, Ausstellungen, Performances und andere Events, der Eintritt ist frei. Das nächste Silbersalz findet vom 29. Oktober bis 2. November 2025 statt.
- Start des Vortrags
- Beginn des Q & A