Schön bunt, schön schrill - und schön normal: Auf dem Christopher Street Day feiern Schwule, Lesben, bi-, trans- und intersexuelle Menschen. Sie zeigen stolz, dass sie da sind. Und auch Heteros lassen sich die Gelegenheit nicht entgehen und tanzen mit.

Eine Redaktionskonferenz mit Verena von Keitz

Homosexualität ist in der westlichen Welt im Mainstream angekommen: Politiker sagen offen, dass sie schwul sind - auch wenn man von lesbischen Politikerinnen nicht so viel hört. Die Werbung setzt auf die kaufkräftige Zielgruppe und Conchita Wurst gewinnt den Eurovision Song Contest. Darüber haben wir ja hier in der Redaktionskonferenz auch schon berichtet: Mann. Frau. Wurst.

Also alle Ziele erreicht? Alles ganz normal gay?

"Nö", meint Jan Feddersen, Autor und Journalist der Taz, "da ist noch Luft nach oben, "auch wenn wir in einer Zeit leben, in der es viele positive schwul-lesbische Rollenbilder gibt." Aber die Präsenz allein reiche nicht. Vielmehr geht es um die rechtliche Gleichheit, die noch nicht erreicht sei. Warum protestieren in Frankreich monatelang Menschen gegen das Recht von Homosexuellen, Kinder zu adoptieren - obwohl sie nichts gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen haben?

Schulbücher kämpfen einen mühsamen Kampf für mehr Toleranz, damit "homo" und "schwul" nicht mehr zu den schlimmsten Schimpfwörtern zählen unter Schülern. Und wer osteuropäische Schwule fragt, was sie sich vom Westen wünschen, kriegt zu hören: "Zeigt stärker, dass ihr auf die Vielfalt stolz seid!"

Lesbische Frauen werden kaum wahrgenommen

Sabine Arnolds, Chefredakteurin des lesbischen Online-Magazins "phenomenelle" wünscht sich, dass Lesben überhaupt wahrgenommen werden. Viel zu oft fühlt sie sich auch in der Gay-Community unter "ferner liefen", denn das Bild von Homosexualität ist noch immer stark von Schwulen geprägt. Offen lesbische Politikerinnen sind genauso schwer zu finden wie andere lesbischen Frauen in Führungspositionen.

Was ist überhaupt normal?

Enrico Ippolito von der Taz fragt sich, was das überhaupt ist: normal? Auch er meint, die Gesellschaft sei noch nicht so weit wie vermutet, wenn es um die Akzeptanz von Schwulen und Lesben geht.