Temu ist in Deutschland seit einem Jahr aktiv und hat es schon unter die Top 4 der Online-Shopping-Plattformen gebracht. Anne-Catherine und Marcus wollen daher wissen: Wie ist das gelungen und was hat Temu aus dem chinesischen Markt gelernt?

Eine Handtasche für fünf Euro. Ein Paar Sportschuhe für elf Euro. Die Shoppingplattform Temu wirbt nicht grundlos mit dem Slogan "Shop Like a Billionaire". Denn Temu verkauft Produkte zu extrem niedrigen Preisen. Die Methoden, mit denen die Plattform das tut, werden aber stark kritisiert, zum Beispiel von der Bundesregierung,

Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, wirft der Plattform vor, die Verbraucher*innen zu manipulieren.

"Temu manipuliert die Verbraucherinnen und Verbraucher. Indem ständig neue Glücksräder, Spiele, Rabattcountdowns eingeblendet werden, entsteht ein regelrechter Kaufdruck."
Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Dabei ist genau dieser Kaufdruck ein Teil der Strategie, die Temu verfolgt. Denn Rabattaktionen und Glücksräder, auch "Gamification-Strategie" genannt, sollen Kunden dazu animieren, viel Zeit auf der App zu verbringen, mehr einzukaufen und auch eher mal einen Spontankauf zu tätigen. "Die Gamification-Elemente in unserer App sind von bekannten Aktivitäten inspiriert, die man oft auf Jahrmärkten oder in Einkaufszentren findet", erklärt Temu in einem Statement.

Doch Temus Erfolg ist nicht allein auf niedrige Preise und Rabattaktionen zurückzuführen. Denn langfristig verfolgt Temu ein ganz anderes Ziel, sagt zumindest die Handelsexpertin Theresa Schleicher aus. Sie geht davon aus, dass Temu demnächst die Preise erhöhen wird.

Das Erfolgsmodell von Temu

"Temu wird die Preise in Zukunft anheben. Allein um den zweiten Schritt zu gehen, sobald sie ihre Infrastruktur aufgebaut haben."
Theresa Schleicher, Handelsexpertin

Solch einen zweiten Schritt bezeichnet Schleicher als "Premiumisierung". Demnach könnte Temu in den kommenden Jahren auch höherwertige Produkte verkaufen, dadurch ganz neue Kunden ansprechen und für Amazon und Zalando zu einer echten Konkurrenz werden.

Ob sich die Shopping-Plattformen überhaupt noch gegenüber Temu behaupten können und wie Temus Muttergesellschaft in China mit demselben Prinzip erfolgreich war, dem gehen unsere Hosts in der neuen Folge von What the Wirtschaft?! nach.

Habt ihr auch manchmal einen WTF-Moment, wenn es um Wirtschaft und Finanzen geht? Wir freuen uns über eure Themenvorschläge und Feedback an whatthewirtschaft@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
How low can you go?
Wie Temu den Onlinehandel auf den Kopf stellt
vom 25. April 2024
Hosts und Autorinnen: 
Anne-Catherine Beck und Marcus Wolf
Producer: 
Uwe Breunig
Redaktion: 
Anne Göbel
Faktencheck: 
Melanie Miklautsch, Jule Dieterle und Karin Petrich
  • What about the Products? Ein Blick auf die Produkte von Temu (mit Selbsttest)
  • Wie schauts auf dem chinesischen Markt aus? Über PDD, Pinduoduo und Temu.
  • Wer hat Angst vor Temu? Was die Zukunft für den deutschen Onlinehandel bringen könnte.
  • Fazit
Die Quellen zur Folge: