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Indonesien hat einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt. Mehr als 192 Millionen Wahlberechtigte hatten sechs Stunden Zeit, um sich zu entscheiden. Als Präsidentschaftskandidaten haben sich der aktuelle Amtsinhaber Joko Widodo und Ex-General Prabowo Subianto aufstellen lassen. Wer die Wahl letztendlich gewonnen hat, wird wahrscheinlich erst in einem Monat offiziell feststehen. Ein Gewinner steht aber jetzt schon fest: die Islamisten.

In Indonesien leben mehr als 260 Millionen Menschen, die sich auf über 17.000 Inseln verteilen. Obwohl es auch das Land mit den meisten Muslimen ist, gilt es nicht als islamische Republik. Denn in Indonesien sind alle fünf Religionen offiziell gleichberechtigt. Deshalb galt es lange als ein Vorbild für einen toleranten Islam, der weltoffen ist. Aktuell gewinnen Islamisten immer mehr an Zulauf. Das zeigt sich beispielsweise in Anschlägen auf christliche Kirchen und dem wachsenden Druck auf Frauen, sich islamisch zu kleiden. Die Islamisierung überschattet auch die Präsidentschaftswahl.

Islamisten gewinnen an Zulauf

Der aktuelle Präsident Joko Widodo hat sich noch mal zur Wahl aufstellen lassen und lag in Meinungsumfragen vor seinem Herausforderer. Widodo wurde vor knapp fünf Jahren zum ersten Mal zum Präsidenten gewählt und als "Obama Südostasiens" bezeichnet, weil er sich sehr volksnah gab. Seine Haltung zum Thema Religion: das ist Privatsache. Während seiner erneuten Kandidatur hat Widodo diesmal allerdings auf Religiosität gesetzt. So hat er als Vizekandidaten den führenden konservativen Imam Ma'ruf Amin ausgewählt, der unter anderem befürwortet, homosexuelle Menschen zu bestrafen.

"Die religiöse Karte spielen beide Kandidaten aus."
Holger Senzel, ARD-Korrespondent für Südostasien

Sein Herausforderer, Prabowo Subianto, ist der Schwiegersohn des ehemaligen indonesischen Diktators Haji Mohamed Suharto und blickt auf eine Militärkarriere zurück. Während seiner Zeit im indonesischen Militär stieg Subianto zum Kommandanten einer Eliteeinheit auf. Subianto hat nicht nur familiäre Verbindungen zu hochrangigen Führern: Er ließ sich während seines Wahlkampfs von radikalen Fundamentalisten unterstützen, die unter anderem im ganzen Land die Scharia einführen möchten. Subiantos Haltung nach außen: Er ist der starke Führer.

"Den Islam zu verteidigen, das ist, was am meisten zählt. Denn ich habe Ungerechtigkeit und Blasphemie gegen die Religion gesehen und das tut meinem Herzen wirklich weh. Das ist es, was ich ändern werde: Ich will das Amt des Präsidenten ändern."
Prabowo Subianto, Präsidentschaftskandidat Indonesien

Das Ergebnis

Eine Wahl in Indonesien, das ist auch ein extrem hoher logistischer Aufwand. Über 192 Millionen Wahlberechtigte verteilen sich auf 800.000 Wahllokale. Eine erste Hochrechnung soll schon bis zu 24 Stunden nach der Schließung der Wahllokale geben. Bis ein offizielles Ergebnis feststeht, kann es allerdings einen Monat dauern.

Shownotes
Südostasien
Indonesien wählt - Islamisten haben schon gewonnen
vom 17. April 2019
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Holger Senzel, ARD-Korrespondent für Südostasien