Die Schwerelosigkeit bringt Vorteile für die Herstellung mancher Produkte, dazu zählen zum Beispiel Medikamente, Legierungen und Halbleiter. Wenn nur nicht der Aufwand so groß wäre.

Viele unserer Alltagsgegenstände werden im Ausland produziert, um die Produktionskosten niedrig zu halten: zum Beispiel Kleidung, Smartphones oder Medikamente. Herkunftsbezeichnungen wie Made in China, Turkey, India oder Vietnam sind die Regel. Demnächst könnte auf dem Schildchen stehen: Made in Space.

Das britische Start-up Space Forge möchte jetzt noch einen Schritt weitergehen und die Produktion mancher Güter ins All verlagern und kündigt auf der Firmenwebsite bereits die nächste industrielle Revolution an.

Wie realistisch das ist, steht allerdings noch offen, da für eine Produktion im All ein großer Aufwand betrieben werden muss und dadurch immense Kosten zu erwarten sind.

Vorteile durch Schwerelosigkeit und nicht vorhandene Luftverschmutzung

Die Produktion im Weltraum könnte gewisse Vorteile bringen, was einer der Gründe für Start-ups wie Space Forge ist, diese Möglichkeit zu erforschen. Regionen im Weltraum, an denen Mikrogravitation herrscht, es also nahezu schwerelos ist, eignen sich beispielsweise dafür, bestimmte Materialien miteinander zu mischen.

Gegenüber dem Guardian weist der Gründer des Start-ups, Josh Western, auch darauf hin, dass im Weltraum ein reines Vakuum herrscht und es dadurch keine Luftverschmutzung gibt.

"Es geht dabei um neue Produkte, die so auf der Erde nicht hergestellt werden können."
Deutschlafunk-Nova-Reporterin Martina Schulte
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Durch Produktionsstätten im All könnten beispielsweise sogenannte Fluorid-Glasfasern hergestellt werden, sagt der Gründer Josh Western. Die wären, wenn sie im Weltraum hergestellt würden, kristallklar.

Dadurch können Signale besser übertragen werden als mit den Glasfasern, die wir bisher hier auf der Erde produzieren können. Das zeigten Experimente, die auf der internationalen Raumstation ISS durchgeführt wurden.

Die im Weltraum hergestellten Glasfasern, die hauptsächlich für Kommunikationssystemen genutzt werden, haben eine zehn- bis hundertfach höhere Übertragungsrate als die konventionellen irdischen. Aus diesem Grund will Space Forge diese Art von Materialien in sogenannten Satellitenfabriken herstellen.

Produktionsstätten in der Größe eines Backofens

Bevor eine Produktion im All möglich ist, müssten sogenannte Satellitenfabriken mit Mikro-Raketen in eine Höhe von 480 Kilometern befördert werden, die nicht größer sind als ein Backofen.

Um in den Orbit gelangen zu können, werden die Transportraketen von Jumbo-Jets in die obere Atmosphäre gebracht und von da abgefeuert.

Die Firma Space Forge will dabei auf das Launch-System von Virgin Orbit zurückgreifen. Die gehört zur Virgin Group des Milliardärs Richard Branson und bietet unter anderem auch Starts für Kleinsatelliten an. Oben angekommen sollen die Satellitenfabriken dann in einem Zeitraum von einem Monat bis einem halben Jahr lang die Erde umkreisen und beispielsweise superleitenden Fluorid-Glasfasern produzieren.

Rentabilität fraglich

Private Investoren und staatliche Forschungsfonds interessieren sich für die Möglichkeit, im All zu produzieren. Space Forge wird sowohl von der britische Raumfahrtagentur UK Space Agency als auch von der Europäische Weltraumorganisation (ESA) unterstützt. Auch private Investoren sind bereits in das Geschäft eingestiegen.

Noch in diesem Jahr wird Space Forge knapp neun Millionen Euro Kapital für sein Vorhaben erhalten. Das Geld kommt von internationalen Investoren. Ende 2022 soll dann die erste Satellitenfabrik ins All geschossen werden.

Ob im All Gegenstände produziert werden können, die aufgrund der hohen Produktionskosten noch bezahlbar und damit rentabel sind, lässt sich bisher noch nicht einschätzen.

Shownotes
Produktion in Schwerelosigkeit
Made in Weltall
vom 20. Dezember 2021
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova