Festnahmen und Tote – das iranische Regime flüchtet sich in Gewalt. Ein Ende der Eskalation ist für Iran-Korrespondentin Natalie Amiri nicht in Sicht.
Die Massenproteste im Iran nach dem Tod von Mahsa Amini halten an. Gerade ist die traditionelle Trauerzeit von 40 Tagen abgelaufen. Die Proteste sind flächendeckend, sagt Natalie Amiri: "Enorm viel los im Iran." Sie ist ARD-Korrespondentin für das Land, muss das Geschehen aus Sicherheitsgründen allerdings aus dem Ausland beobachten.
Auf die Protestierenden ist mit scharfer Munition, mit Tränengas und mit Paintballmunition geschossen worden. NGOs gehen von etwa 250 getöteten Iranerinnen und Iranern aus (Stand 27.10.2022). Unzählige Handyvideos zeigen, dass gewaltsame Auseinandersetzungen mit Polizeieinheiten alltäglich vorkommen. Natalie Amiri verbreitet sie auf ihrem Twitter-Account.
"Da sind unglaublich viele Menschen zu Mahsa Aminis Grab gepilgert, das liegt in einer kurdischen Stadt, Sarkis, ihrem Heimatort."
Natalie Amiri nimmt an, dass in den vergangenen Wochen rund 15.000 Menschen festgenommen worden sind und sagt, die Gefängnisse seien zum Bersten gefüllt sind. Insbesondere Menschen zwischen 18 und 24 seien eingesperrt worden.
Auf dem Weg zu mehr Gewalt
Für sie ist klar, dass die Proteste auf mehreren Ebenen stattfinden. Es sei ein Querschnitt der Gesellschaft, der auf die Straße geht. Natalie Amiri sagt: "Das wird noch sehr viel blutiger werden in den nächsten Tagen und Wochen."
Die Journalistin selbst ist vor längere Zeit gewarnt worden, dass das Regime versuchen könne, sie als politische Geisel festzuhalten. Sie hat das Land aus diesem Grund verlassen.
Russland und China als Backup
Bundesregierung und Europäische Union wollen das Regime in Teheran strenger sanktionieren und bestimmte Eliten mit Einreisebeschränkungen belegen. Solange Russland und China bei den Vereinten Nationen als Backup für die Machthaber herhalten, sei das ein Signal, mehr aber auch nicht, findet Natalie Amiri.
"Es ist nicht so, dass dieses Regime stürzt, wenn der Westen es sanktioniert."
Hinweis: Unser Bild zeigt ein Porträt der getöteten Mahsa Amini.