Wenn es um Liebe und Sex in Nordafrika geht, tauchen schnell Klischees auf, die nicht mit der widersprüchlichen Realität übereinstimmen. Dagegen will Journalist Mohamed Amjahid anschreiben
Mohamed Amjahid liefert eine tagebuchhafte Sammlung aus lauter Anekdoten zum nordafrikanischen Liebesleben. In Eine Stunde Liebe erzählt er von der Aufklärung in der Schule, vom Glauben an Magie und Liebestränken, aber auch von der schwierigen Lage der LGBTQ-Community.
"Ich möchte einfach die Realität so gut es geht abbilden. Meine Person kommt auch an vielen Stellen vor, aber im Vordergrund stehen die Erfahrung der Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt in Casablanca, Oran, Algier, Tunis oder Kairo haben."
Nachdem sich Mohamed Amjahid in seiner Arbeit mit Alltagsrassismus, privilegierten Weißen und Antirassismus auseinandergesetzt hat, gibt es jetzt Einblicke in die sexuelle Vielfalt und Komplexität Nordafrikas. Im Buch "Let's Talk About Sex, Habibi" (erscheint am 29.09.2022) schildert Amjahid humorvoll eine Region, die zwischen strikten religiösen Vorgaben und exzessiven Sexpartys viele Facetten des Liebesspiels zu bieten hat.
"Drei der schlimmsten Stereotype über das Liebesleben in Nordafrika: Die Menschen haben gar keinen Sex. Sie haben nur Sex. Und: Nordafrikaner*innen wollen unbedingt unsere Frauen oder Männer ins Bett bringen."
Weg von den Klischees, hin zu echten Geschichten: Mohamed Amjahid erzählt von schwulen Männern, die unglücklich in einer Ehe mit Frau und Kind sind. Von Salafisten, bei denen zu Hause die Frau das Sagen hat. Aber auch von der queeren Community in Marokko, die sich gegenseitig attackiert, statt sich zu unterstützen.
Sexting in der Chorprobe
Im Liebestagebuch erzählt Emma vom vierten Date mit einem Mann. Die beiden hatten mehrere Startschwierigkeiten. Vielleicht haben zu viele Erwartungen oder Kopfkino sie bisher eher ausgebremst. Jetzt sitzt Emma in einer Chorprobe, da wird erst gesextet, und dann treffen er und sie sich spontan noch mal.