• Dlf Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Geht mal in euch. Fühlt sich alles um euch herum real an? Könnt ihr euren Sinnesorganen immer und überall trauen? Und was muss passieren, damit euch Zweifel kommen? "Du hättest gehen sollen" von Daniel Kehlmann wird euch das Zweifeln beibringen, sagt unsere Buchexpertin Lydia Herms.

Er ist mit seiner Familie über die Adventszeit in die Berge in ein schickes AirBnB-Haus gefahren. Der namenlose Drehbuchautor sitzt in der Wohnküche und schreibt in sein Notizheft. Er hat schon während der Fahrt die ganze Zeit in sein Notizheft geschrieben, weshalb es zum Streit mit seiner Frau Susanna kam.

Von drinnen schaut er seiner Frau und seiner Tochter Esther zu, wie sie draußen miteinander spielen, seine Frau tippt mal etwas ins Handy, seine Tochter findet irgendwas. Sie findet immer irgendwas.

Zweifel an der Realität

Aber er ermahnt sich. Er muss weiter schreiben. Ideen sammeln für sein neues Werk über Ella und Jana. Er muss dranbleiben, an der Szene, in der Ella ihre beste Freundin Jana aus der gemeinsamen WG wirft, damit Ellas neuer Freund Martin einziehen kann, Janas Ex. Er fragt sich: Wie würde Jana reagieren?

Doch dann. Er muss sich getäuscht haben. Es schien ihm so, als sei kurz alles weg gewesen.

"Er und die Dinge in seinen Händen, sein Notizbuch, der Kugelschreiber – weg. Wie bei einem Vampir, also: ohne Spiegelbild."
Lydia Herms, Buchexpertin bei Deutschlandfunk Nova über eine Szene in "Du hättest gehen sollen"

Der namenlose Drehbuchautor fängt sich wieder. Ein absurder Gedanke, denkt er. Tröstet sich damit, dass es der Stress sein müsse. Die Anreise, der Streit mit Susanna, der Druck wegen des Drehbuchs.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Im Haus passieren seltsame Dinge

Daniel Kehlmann braucht in "Du hättest gehen sollen" keine 100 Seiten um alles auf den Kopf zu stellen.

Das Haus wirkt jeden Tag verändert, mal scheinen die Flure länger zu sein, mal kürzer. Dort, wo er das Schlafzimmer vermutet hatte, ist eine Abstellkammer. Er träumt von Menschen, die er auf Bildern im Haus gesehen haben will, aber da hängen gar keine Bilder. Esther schläft im oberen Stockwerk tief und fest, aber über das Babyfon hört er sie ganz deutlich etwas singen. Er findet sein Handy nicht mehr, stattdessen liegt plötzlich das seiner Frau direkt neben ihm – und es kommen seltsame Nachrichten darauf an. Aber von wem?

Und dann die Geschichte im Dorf, da schiebt ihm der kauzige Verkäufer ein Geodreieck aus Plastik über den Ladentresen und sagt: "Probier’ den rechten Winkel."

Der Autor: Daniel Kehlmann, 1975 in München geboren, wurde für sein Werk unter anderem mit dem Candide-Preis, dem Welt-Literaturpreis, dem Per-Olov-Enquist-Preis, dem Kleist-Preis, dem Thomas-Mann-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis ausgezeichnet, zuletzt wurden ihm der Frank-Schirrmacher-Preis, der Schubart-Literaturpreis und der Anton-Wildgans-Preis verliehen. Sein Roman "Die Vermessung der Welt" ist zu einem der erfolgreichsten deutschen Romane der Nachkriegszeit geworden, und auch sein Roman "Tyll" stand monatelang auf der Bestsellerliste und findet begeisterte Leser und Leserinnen im In- und Ausland.

Das Buch: "Du hättest gehen sollen" ist eine Erzählung, Rowohlt, 96 Seiten, gebundene Ausgabe: 15 Euro, E-Book: 14,99 Euro, Hörbuch-Download: 12,99 Euro gelesen von Ulrich Noethen.

Shownotes
Das perfekte Buch für den Moment...
…wenn du eins und eins nicht zusammenzählen kannst
vom 03. November 2019
Autorin: 
Lydia Herms, Deutschlandfunk Nova